In der ersten Halbzeit finden die deutschen Fußballer schwer ins Spiel, nach dem Seitenwechsel läuft es deutlich besser. Im Viertelfinal-Hinspiel der Nations League beflügeln zwei Flanken von Joshua Kimmich die DFB-Elf. Sie sorgen für den ersten Sieg in Italien seit 1986.

Leon Goretzka lässt die deutsche Nationalmannschaft nach einer magischen Nacht im "Opernhaus des Fußballs" auf den nächsten traumhaften Sommer hoffen. Dank des Rückkehrers feierte das ersatzgeschwächte Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann im Viertelfinal-Hinspiel der Nations League beim ewigen Angstgegner Italien den ersten Sieg seit 39 Jahren. Nach dem 2:1 (0:1) durch Treffer von Goretzka und Kopfballungeheuer Tim Kleindienst winkt der erstmalige Einzug ins Final Four.

"Das ist eine sehr schöne Geschichte. Ich bin sehr glücklich", sagte Goretzka in der ARD. "Das hat Spaß gemacht. Es ist aber erst der erste Schritt", warnte der starke Torhüter Oliver Baumann. Auch Chefcoach Nagelsmann war vom Bayern-Profi begeistert. "Ich freue mich für ihn. In der zweiten Halbzeit hat er ein herausragend gutes Spiel gemacht", sagte der Bundestrainer. Goretzka sei für ihn "der MVP des Spiels", der wertvollste Spieler der Partie gewesen. "Ich bin sehr froh für ihn, dass er so gut zurückgekommen ist."

Das Ticket für das dann in München und Stuttgart ausgetragene Mini-Turnier soll im ausverkauften Signal Iduna Park am Sonntag (20.45 Uhr/RTL und im Liveticker bei ntv.de) in Dortmund endgültig gelöst werden. Zunächst egalisierte Kleindienst (49.) die frühe Führung der Gastgeber durch Sandro Tonali (9.). Dann entschied Goretzka ebenfalls per Kopf (76.) das Duell der viermaligen Weltmeister. Kapitän Joshua Kimmich bereitete beide Treffer vor.

Nagelsmann setzte auf Goretzka ebenso wie auf die formstarken Mainzer Nadiem Amiri und Jonathan Burkardt in der Startelf. Die Idee hinter dem "minimal angepassten" System: "Wir wollen mit einer guten Spielaktivität Überzahl schaffen."

Baumann muss erstmals ein Gegentor hinnehmen

Bevor es dazu kam, lief an den Panini-Buden vor dem altehrwürdigen Giuseppe-Meazza-Stadion schon Stunden vor dem Spiel Gianna Nanninis WM-Klassiker "Notti magiche". Um eine magische Nacht waren auch die Gäste in ihren schwarz-weißen Jubiläumstrikots anlässlich des 125-jährigen Verbandsbestehens bemüht. Die mit einem Trauerflor für die verstorbene ehemalige Nationalspielerin Doris Fitschen angetretene DFB-Auswahl attackierte früh und suchte sofort den Weg zum Tor. Leroy Sané holte zur Freude der 3500 mitgereisten deutschen Fans nach nicht einmal 60 Sekunden den ersten Eckball heraus - eine seiner wenigen guten Szenen.

Doch die kalte Dusche folgte schnell. Nach einer Seitenverlagerung ließ David Raum Gegenspieler Matteo Politano entwischen, Jonathan Tah klärte dessen Hereingabe zu unentschlossen und Tonali nahm die Einladung eiskalt an. Für den in Abwesenheit des verletzten Marc-André ter Stegen vorübergehend zur Nummer eins beförderten Oliver Baumann war es im dritten Länderspiel der erste Gegentreffer.

Kimmich schnappte sich nach dem Rückstand sofort Jamal Musiala, Routinier Pascal Groß machte eine beruhigende Handbewegung. Doch die Gäste taten sich nach dem Wirkungstreffer schwer. Die Offensive agierte mit ständigen Positionswechseln zwar sehr flexibel, es mangelte ohne die verletzten Florian Wirtz, Kai Havertz und Niclas Füllkrug aber an Kunst und Durchschlagskraft.

Für Gefahr sorgte zunächst einzig der starke Goretzka in seinem ersten Länderspiel seit 16 Monaten. Sein Kopfball landete auf dem italienischen Tor (15.), seinen Schuss parierte Gianluigi Donnarumma sicher (20.). Das DFB-Team hatte gegen sehr tief stehende Italiener viel Ballbesitz, doch es mangelte dem deutschen Spiel an Tiefe. Sané, Burkardt und Musiala kamen kaum einmal hinter die Kette der von fast 60.000 Tifosi angefeuerten Gastgeber.

Raum zwingt Nagelsmann zum Wechseln

Die wenigen Offensivaktionen der Italiener hatten es in sich. Bei einem Distanzschuss von Tonali war Baumann nach einer halben Stunde zur Stelle, zwei Minuten später parierte der Hoffenheimer stark gegen Moise Kean. Nagelsmann versuchte mit lautstarken Rufen und Handzeichen seine Mannschaft neu zu ordnen. Doch mehr als ein Freistoß von Amiri (42.) sprang bis zur Pause nicht heraus.

Der sichtlich unzufriedene Nagelsmann reagierte. Nico Schlotterbeck ersetzte den defensivschwachen Raum als Linksverteidiger, Kleindienst kam für den bemühten, aber wirkungslosen Burkardt - und war sofort zur Stelle. Eine Halbfeld-Flanke von Kimmich nutzte er per Kopf zu seinem dritten Tor im fünften Länderspiel.

Vom Treffer beflügelt kam die DFB-Auswahl nun besser in die Zweikämpfe, die Angriffe hatten mehr Struktur. Aber auch die Italiener suchten weiter den Weg nach vorne. Kean verzog knapp, Baumann rettete gegen Giacomo Raspadori (beide 67.). Goretzka köpfte dann eine Kimmich-Ecke sehenswert ein, der verlässliche Baumann rettete danach den Sieg.

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