Für viele sind es alljährlich die Höhepunkte der UK Open: Bei dem Major-Turnier der Professional Darts Corporation (PDC) gibt es keine Setzliste, und ab der vierten Runde werden die nächsten Paarungen stets vor Publikum auf der Bühne ausgelost. Das Prozedere sorgt für Stimmung unter den Fans, birgt aber auch Risiken.
So zumindest in diesem Jahr bei der 23. Auflage des Turniers im englischen Minehead. Die Auslosung der vierten Runde – die ersten drei gleichen einer vorab ermittelten Qualifikation und werden ohne die Top32 gespielt – war noch problemlos und mit gewohntem Ballyhoo über die Bühne gegangen, doch nachdem Michael van Gerwen im letzten Match des Abends seinen niederländischen Landsmann Dirk van Duijvenbode bezwungen hatte, sollte das dicke Ende folgen.
Van Gerwen schnappte sich noch schnell die Holzkugel mit der Nummer drei und gab ihr einen Kuss, offenbar im Glauben, als Nummer drei der Weltrangliste die drei im Lostopf zu sein. Es kam jedoch alles anders.
Van Gerwen war die 32 zugeordnet worden, die Kugel mit der Nummer drei erwies sich später als Stephen Burton, aber das war nicht das Problem.
„Vielen Dank, sehr geehrte Damen und Herren, die Auslosung zur fünften Runde für die UK Open ist in den sehr kompetenten Händen von unserem ITV-Team Alan Warriner-Little und Ned Boulting“, leitete John McDonald am Hallenmikrofon zum letzten Akt des Abends über.
Boulting legt zwei Kugeln zurück in den Lostopf
Der Zeremonienmeister stand links auf der Bühne hinter dem Pult mit den Holzkugeln, ganz rechts Ex-Spieler Warriner-Little, bereit um die Holzkugeln aus dem Topf zu ziehen. Und in der Mitte besagter Boulting, Sportmoderator beim übertragenden Sender ITV. Der 55-Jährige hatte die simple Aufgabe, die von Warriner-Little gezogenen Lose in die vor ihm liegende Paarungsschablone zu legen, ebenso die von ihm gezogenen Gegner.
Warriner-Little zog zunächst die Nummer elf, gleichbedeutend mit Lokalmatador Ryan Searle, gab sie Boulting, der sie auf den ersten Spot der Ablage platzierte. Dann fingerte Boulting die 23 aus dem Topf: Luke Humphries, die Nummer eins der Welt. Boulting präsentierte die Holzkugel in die Kamera, legte sie anschließend aber nicht auf das Paarungstableau, sondern zunächst von der rechten in die linke Hand und dann zurück in den Topf mit den anderen Losen.
McDonald und Warriner-Little versuchten noch, ihren Nebenmann daran zu hindern, konnten die Situation aber nicht mehr retten. Die Kugel war weg – und die nächste schon durch Warriner-Little gezogen: die Nummer sechs, Dave Chisnall. Boulting griff jedoch noch einmal beherzt hinein, offenbar in der Hoffnung, die falsch zurückgegebene Kugel zu finden. Es war jedoch nicht die 23, und als Gegner für Chisnall kam sie für ihn offenbar ebenso nicht infrage, denn der Sportreporter warf auch diese Kugel wieder zurück.
Spätestens an dieser Stelle hätte die Auslosung annulliert und der sichtlich nervöse Boulting ersetzt werden müssen, doch das Trio tauschte kurz Blicke aus und versuchte den Fauxpas mit Lächeln zu überspielen.
Jede der folgenden 29 Kugeln hätte nun erneut die 23 sein können, doch es war die letzte Pointe, dass am Ende offenbar genau die bereits einmal gezogene Kugel von Humphries in der Schüssel verblieb. Somit waren nach Abschluss des Verfahrens 31 Kugeln auf der Schablone ausreichend, um die 16 Partien ermittelt zu haben, während unten im Topf die Humphries-Kugel noch durch die Schüssel rotierte.
„Jetzt müssen wir, glaube ich, noch einmal abwarten, ob das alles so seine Richtigkeit hat. Es wirkt ein bisschen shady“, sagte DAZN-Reporter Adrian Geiler im Live-Kommentar. Seine Zweifel waren durchaus berechtigt. Doch das Trio schritt nach kurzer Beratung von der Bühne.
Michael van Gerwen konnte es egal sein, er erwischte mit dem Waliser Rob Owen einen schlagbaren Gegner. Und auch aus deutscher Sicht war an der denkwürdigen Auslosung nichts auszusetzen. Martin Schindler, einziger der elf gestarteten Deutschen in der fünften Runde, erwischte ein vergleichsweise leichtes Los. „The Wall“ trifft am Samstag (ab 13.30 Uhr, DAZN live) auf den Iren Dylan Slevin, als Nummer 60 in der Weltrangliste 38 Plätze hinter dem Strausberger platziert.
Pikachu und Clemens mit knappen Niederlagen
Schindler hatte sein Auftaktmatch am Freitag mit 10:7 gegen den Belgier Mario Vandenbogaerde gewonnen. Auch Ricardo Pietreczko war als Top-32-Spieler erst in Runde vier eingestiegen, verlor aber denkbar knapp gegen den Letten Madars Razma. Beim Stand von 9:8 für den Deutschen hatte „Pikachu“ einen Matchdart auf dem Bullseye vergeben, ehe Razma 114 Punkte zum 9:9 checkte und den Decider mit einem weiteren Highfinish zum 10:9 für sich entschied.
Ebenfalls sieglos endete das Turnier für Gabriel Clemens. Die deutsche Nummer drei unterlag in Runde drei Ricky Evans mit 9:10. Der Saarländer zeigte eine gute Leistung und checkte 120 Punkte zum Decider gegen den Engländer, der im entscheidenden Leg aber gegen den Anwurf in elf Darts zum Sieg checkte.
Somit blieb der erste Höhepunkt des Tages aus deutscher Sicht auch einer der wenigen. Niko Springer, einer der sechs in der ersten Runde gestarteten Deutschen, spielte beim 6:2 gegen den Norweger Cor Dekker einen unglaublichen Average von 115,92 Punkten.
Der Wert bedeutete den zweithöchsten in der Geschichte des Major-Turniers. Allein Phil Taylor spielte noch besser. Die Legende aus England hatte vor 15 Jahren im Viertelfinale gegen Kevin Painter einen Punkteschnitt von 118,66 erreicht.
Springer sollte eine Runde später erneut für Furore sorgen, als er in einem hochklassigen Zweitrundenmatch noch ein 1:5 gegen Patrick Geeraets aus den Niederlanden in ein 6:5 verwandelte. Ein gutes Debüt des Mainzer Tour-Debütanten, der in Runde drei 5:6 gegen Slevin verlor, Schindlers nächsten Gegner.
UK Open, Spiele der Deutschen
1. Runde
Niko Springer (D) – Cor Dekker (NOR) 6:2
Kai Gotthardt (D) – Tommy Lishman (ENG) 4:6
Leon Weber (D) – Alexander Merkx (NED) 1:6
Dominik Grüllich (D) – Danny Jansen (NED) 6:3
Max Hopp (D) – Shaun Fox (ENG) 0:6
Maximilian Czerwinski (D) – Maik Kuivenhoven (NED) 4:6
2. Runde
Niko Springer (D) – Patrick Geeraets (NED) 6:5
Lukas Wenig (D) – Paul Rowley (ENG) 6:5
Dominik Grüllich (D) – Andreas Harrysson (SWE) 6:5
3. Runde
Florian Hempel (D) – Jermaine Wattimena (NED) 3:6
Dominik Grüllich (D) – Nick Kenny (WAL) 3:6
Niko Springer (D) – Dylan Slevin (IRL) 5:6
Lukas Wenig (D) – Kim Huybrechts (BEL) 4:6
Gabriel Clemens (D) – Ricky Evans (ENG) 5:6
UK Open, 4. Runde
Daryl Gurney (NIR) – Danny Noppert (NED) 2:10
Ritchie Edhouse (ENG) – Jermaine Wattimena (NED) 6:10
Joe Cullen (ENG) – Krzysztof Ratajski (POL) 4:10
Stephen Burton (ENG) – Radek Szaganski (POL) 10:6
Jonny Clayton (WAL) – Gary Anderson (SCO) 10:3
Dave Chisnall (ENG) – Ricky Evans (ENG) 10:9
Brendan Dolan (NIR) – Danny Lauby (USA) 9:10
Luke Woodhouse (ENG) – Mensur Suljovic (AUT) 6:10
Martin Lukeman (ENG) – Nathan Aspinall (ENG) 5:10
Ryan Searle (ENG) – Adam Hunt (ENG) 10:7
Scott Williams (ENG) – William O‘Connor (IRL) 7:10
Nick Kenny (WAL) – Gian van Veen (NED) 4:10
Peter Wright (SCO) – Luke Littler (ENG) 9:10
Jose de Sousa (POR) – Ross Smith (ENG) 7:10
Madars Razma (LAT) – Ricardo Pietreczko (D) 10:9
Dimitri van den Bergh (BEL) – Raymond van Barneveld (NED) 10:6
Alan Soutar (SCO) – Matt Campbell (CAN) 10:7
Dylan Slevin (IRL) – Haupai Puha (NZL) 10:7
Martin Schindler (D) – Mario Vandenbogaerde (BEL) 10:7
Ryan Joyce (ENG) – Andrew Gilding (ENG) 10:8
Damon Heta (AUS) – Kim Huybrechts (BEL) 10:2
Jurjen van der Velde (NED) – Adam Lipscombe (ENG) 10:6
Cameron Menzies (SCO) – Mike De Decker (BEL) 10:4
Stephen Bunting (ENG) – Chris Dobey (ENG) 6:10
Beau Greaves (ENG) – Luke Humphries (ENG) 7:10
Kevin Doets (NED) – Michael Smith (ENG) 6:10
James Wade (ENG) – William Borland (SCO) 10:3
Thomas Lovely (ENG) – Rob Cross (ENG) 4:10
Rob Owen (WAL) – George Killington (ENG) 10:7
Michael van Gerwen (NED) – Dirk van Duijvenbode (NED) 10:8
Justin Hood (ENG) – Josh Rock (NIR) 5:10
Gerwyn Price (WAL) – Connor Scutt (ENG) 9:10
UK Open, 5. Runde
Josh Rock (NIR) – Ross Smith (ENG)
Dimitri van den Bergh (BEL) – Chris Dobey (ENG)
Alan Soutar (SCO) – Jonny Clayton (WAL)
Ryan Searle (ENG) – Luke Humphries (ENG)
Dave Chisnall (ENG) – Krzysztof Ratajski (POL)
Mensur Suljovic (AUT) – William O‘Connor (IRL)
Rob Cross (ENG) – Danny Noppert (NED)
Madars Razma (LAT) – Michael Smith (ENG)
Gian van Veen (NED) – Stephen Burton (ENG)
Jurjen van der Velde (NED) – Nathan Aspinall (ENG)
Cameron Menzies (SCO) – James Wade (ENG)
Rob Owen (WAL) – Michael van Gerwen (NED)
Luke Littler (ENG) – Jermaine Wattimena (NED)
Martin Schindler (D) – Dylan Slevin (IRL)
Danny Lauby (USA) – Ryan Joyce (ENG)
Connor Scutt (ENG) – Damon Heta (AUS)
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