Kees van Wonderen ist ein Mann mit Prinzipien. Vor allem aber ist der niederländische Trainer des FC Schalke 04 jemand, der nicht alles mit sich machen lässt – auch auf die Gefahr hin, dass ihm dies teuer zu stehen kommen wird. Das ist bemerkenswert und im Profifußball alles andere als selbstverständlich.
Am Karsamstag passierte auf Schalke etwas Außergewöhnliches. Nach dem 2:2 (1:2) gegen den Hamburger SV, als die Schalker dem Tabellenführer einen Punkt abgetrotzt hatten, obwohl sie fast das ganze Spiel in Unterzahl agieren mussten, wartete van Wonderen mit einer faustdicken Überraschung auf. Er müsse die vier Spiele, die in dieser Saison noch kommen, „genießen“, sagte er – und sprach dann offen über seinen bevorstehenden Abschied. Für ihn seien „alle Signale da“, dass er nach der Saison gehen müsse, erklärte er. Zwar würde er sehr gerne weiter auf Schalke arbeiten – allerdings nur, wenn alle im Verein auf „derselben Linie“ seien. Da das allerdings nicht der Fall sei, sei es besser, „dass es jemand anderes macht.“
Dann rechnete van Wonderen mit der Vereinsführung ab – im vollen Bewusstsein der Konsequenzen, die dies für ihn haben wird. Er besitzt zwar noch einen Vertrag für eine weitere Saison. Doch den wird er nach seinen Einlassungen kaum noch erfüllen dürfen. Wahrscheinlich wird er noch vor dem Saisonende abgelöst.
Schalkes Trainer vor dem Aus
Denn die Kritik, die er speziell an Vorstandschef Matthias Tillmann äußerte, muss eine Reaktion zur Folge haben. Ob er sich gerade von diesem mehr Rückendeckung erwartet habe, wurde van Wonderen gefragt. „Zum Beispiel“, hatte er geantwortet. Doch Tillmann habe nichts getan, um den Spekulationen über einen Trainerwechsel entgegenzuwirken – gerade nach der 0:2-Niederlage in Regensburg eine Woche zuvor, als diese wild ins Kraut geschossen waren.
„Normal wäre, dass er neben dir steht und sagt: Das passiert manchmal. Aber wir gehen weiter, weil unser Weg klar ist. Stattdessen hört man nichts und es heißt hinter den Kulissen, dass es Zweifel gibt. Das finde ich enttäuschend. Das ist schade“, so van Wonderen. In einem Klub von der Größe und Wucht des FC Schalke müsse man eng zusammenstehen. „Wenn nicht, ist das für niemanden gut. Und sicher nicht für den Verein.“
Damit traf er einen Nerv. Denn wie die Vereinsführung mit dem 56-Jährigen umging, war tatsächlich ein kommunikatives Desaster. Natürlich gab es Gründe, an van Wonderen zu zweifeln. Die Mannschaft, die er allerdings nicht zusammengestellt hatte, stagnierte. Doch Schalke ließ seinen Trainer auch im Regen stehen. Tillmann stellte sich weder vor ihn, noch sprach er mit ihm offenbar intern über seine Zukunftsperspektiven. Dabei hätte doch der Hinweis genügt, dass natürlich erst der designierte Sportvorstand Frank Baumann, der zum 1. Juli offiziell sein Amt antreten wird, eine Entscheidung fällen kann. Das hätte sicher auch van Wonderen eingesehen.
Fehlende Rückendeckung für Trainer ist im Profifußball zwar nichts Außergewöhnliches. Doch die Causa van Wonderen erinnert auch daran, wie gerade auf Schalke mit Mitarbeitern umgesprungen wird. Da war der frühere Sportvorstand Peter Knäbel, den Aufsichtsratschef Axel Hefer und Tillmann lange hingehalten hatten, was seine Zukunft angeht. Solange, bis Knäbel von sich aus ging. Karel Geraerts, der Vorgänger von van Wonderen als Cheftrainer, wurde regelrecht demontiert.
Auch Gerald Asamoah als Leiter der Lizenzspielerabteilung und Mike Büskens, der als Co- und Interimstrainer immer dann eingesprungen war, wenn es auf Schalke mal wieder brannte, wurden gegen Ende der vergangenen Saison vor vollendete Tatsachen gestellt.
Die Reaktion der Schalke-Bosse wird Kees van Wonderen dagegen kaum kalt erwischen. Er weiß, was auf ihn zukommt. Denn er hat der Vereinsführung den Spiegel vorgehalten.
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