Seine Stadion-Hymne hat der FC St. Pauli ausgesetzt. Texter Josef Ollig soll eine Nazi-Vergangenheit gehabt haben. Das hatten Nachforschungen des St.-Pauli-Museums ergeben.
Erstmals beim Heimspiel gegen Freiburg (15. Februar) ertönte das „Herz von St. Pauli“ nicht mehr aus den Stadion-Lautsprechern. Nun verkündete der Klub, dass sich daran vorerst nichts ändern werde, vertagte eine endgültige Entscheidung aber.
Bis zum Ende dieser Bundesliga-Saison, ein Heimspiel am 17. Mai gegen den VfL Bochum, wird der Song nicht mehr gespielt. Erst danach wird die wissenschaftliche Diskussion zu Ollig veröffentlicht.
Das Lied „Das Herz von St. Pauli“ wurde von Hans Albers in dem gleichnamigen Film von 1957 gesungen. Das Vereinsmuseum hatte sich schon mit der Biografie von Albers beschäftigt und taten dies nun auch mit Ollig und dem Komponisten Michael Jary. Vor den Heimspielen wurde das Lied in der rockigen Version der Band „Phantastix & Elf“ gespielt. Nach dem Ende setzten die Fans die Gesänge auch ohne die eingespielte Musik fort.
Ollig (1906-1982/arbeitete einige Jahre auch beim damaligen Axel-Springer-Verlag) war als Journalist während der NS-Zeit in rechten Propaganda-Blättern angestellt, wurde später zur Luftwaffe eingezogen und nahm am Überfall auf die Sowjetunion als Kriegsberichterstatter teil.
Austausch mit der Familie des Texters
Der FC St. Pauli hatte angepeilt, die Dokumentation Ende März oder im Laufe des Aprils vorzustellen. Bei den Recherchen hätten sich aber weitere Fragen aufgetan. „Doch dieser Termin hat sich als zu kurzfristig für eine umfassende wissenschaftliche Einordnung erwiesen“, heißt es nun vom Klub: „So sind zwei Wissenschaftler weiterhin damit beschäftigt, verschiedene historische Quellen zu recherchieren, zu bewerten und einzuordnen.“
St. Pauli fügt an: „Auch gibt es mittlerweile einen Austausch mit der Familie des Texters, um weitere Perspektiven einzuholen und eine differenzierte Darstellung zu erarbeiten. Das Lied soll zudem in seinen historischen Kontext eingebettet betrachtet und diskutiert werden.“
Eine endgültige Entscheidung wird erst getroffen, wenn die Dokumentation vorliegt und unter anderem auf einer Veranstaltung diskutiert wurde.
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