Junior Bridgeman war nie All-Star, räumte nie eine Trophäe ab, zählte nie zu den Topverdienern. Dennoch malochte er sich nach seiner aktiven Laufbahn dank gewiefter Manöver zum erfolgreichsten Geschäftsmann der Sporthistorie - und einem von nur vier Basketball-Milliardären jemals.
Er war einer der smartesten Basketballer und der vielleicht gewiefteste Geschäftsmann aller Zeiten: Ulysses Lee Bridgeman Junior wird nur den wenigsten NBA-Fans ein Begriff sein. Er brillierte nicht mit legendären Leistungen auf dem Hartholz. Sein Name taucht in keiner ewigen Statistik der National Basketball Association auf. Dennoch zählt "JB" zu den unvergesslichsten Persönlichkeiten der Liga. "Einfach legendär, ein echter Pionier. Er ist die größte Erfolgsstory", attestiert ihm Hall-of-Fame-Spielmacher Isiah Thomas.
Weggefährten nannten ihnen einen der "selbstlosesten und authentischsten Typen", die sie je kannten. Bridgeman machte sich vor allem nach seiner aktiven Laufbahn einen Namen. Er fokussierte sich schon gegen Ende seiner Profizeit auf zahlreiche Deals, die ihm erste Mehreinnahmen abseits des Parketts einbrachten. Das Feuer war geweckt, der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Athlet lehnte sich nach seinem Rücktritt 1987 vollends in die Geschäftswelt und baute sich über vier Jahrzehnte ein Imperium auf, das ihn zu einem von nur vier Basketball-Milliardären jemals werden ließ. Damit rangiert er in einer Kategorie mit Michael Jordan, Earvin "Magic" Johnson und LeBron James - obwohl er im Gegensatz zu diesen Ikonen nie mehr als 350.000 US-Dollar pro Jahr verdiente.
"Junior war der ultimative Geschäftsmann", begann Commissioner Adam Silver seinen Nachruf. "Er hat es geschafft, einer erfolgreichen NBA-Karriere eine noch beeindruckendere in der Business-Welt folgen zu lassen. Er war ein Mentor für Generationen von Athleten, in unserer Liga und darüber hinaus. Er zeigte, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Er war 50 Jahre Teil der NBA-Familie - erst als Spieler, dann als Mitbesitzer der Bucks und Investor in NBA Africa. Er hat den Standard gesetzt, indem er unser Spiel und die Liga immer mit Klasse und Ehre repräsentiert hat."
Die Original-Mikrowelle
Nach exzellenten Uni-Leistungen als All-American wurde Bridgeman 1975 von den Los Angeles Lakers an achter Stelle gedraftet und prompt nach Milwaukee geschickt, in einem der größten Blockbuster-Trades aller Zeiten, im Tausch für Superstar Kareem Abdul-Jabbar. Obwohl er nie All-Star war oder beeindruckende Statistiken auflegte, etablierte sich der Flügelspieler als einer der besten und komplettesten Reservisten der Liga - lange bevor der "Sixth Man of the Year Award" überhaupt erfunden war (Bobby Jones von den Philadelphia 76ers gewann die Auszeichnung in der Saison 1982/83 zum ersten Mal, der Deutsche Detlef Schrempf wurde zweimal - 1991 und 1992 - im Trikot der Indiana Pacers geehrt).
Junior "Die Flamme" Bridgeman absolvierte in zwölf Profisaisons 849 Partien - davon 711 in zehn Jahren für Milwaukee - und beendete seine Karriere mit 13,6 Punkten im Schnitt. Nur Giannis Antetokounmpo und Khris Middleton haben mehr Spiele für die Bucks absolviert, nur acht Akteure mehr Punkte erzielt, nur neun mehr Minuten im Klubtrikot abgerissen. Bridgeman ist einer von neun Spielern in der Geschichte der Bucks, dessen Trikotnummer (2) nach der Karriere an die Hallendecke gezogen und nie mehr vergeben wurde.
Zwischen 1985 und 1988 war er Präsident der Spielergewerkschaft und während der Vertragsverhandlungen zwischen "NBPA" und Liga 1988 einer ihrer prominentesten Akteure. Gemeinsam mit David Robinson zeigte sich Bridgeman federführend in einem Kartellverfahren gegen die NBA, das sowohl Spielerrechte als auch Free Agency nachhaltig und für immer verändern sollte.
Vom Rollenspieler zum Business-Milliardär
Die selben Qualitäten - Führungsstärke, Verhandlungsgeschick, Arbeitsmoral, Kooperation und Teamfähigkeit - nahm der Mittdreißiger auch ins nächste Kapitel seiner Laufbahn. Noch während seiner aktiven Zeit hatte er Verbindungen zu ehemaligen Spielern und Teambesitzern geknüpft und erste Gehversuche als Investor gemacht. Mit den Gewinnen und den Ersparnissen seiner Zeit in der NBA - Bridgemans Karriere-Verdienst wird auf weniger als drei Millionen US-Dollar beziffert - kaufte er nach und nach marode Filialen bekannter Fastfood-Unternehmen wie "Chili's", "Wendy's" und "Pizza Hut" auf, sanierte sie und veränderte die Kultur dort von Grund auf.
Dabei war sich Bridgeman selbst nie zu schade, alle Aspekte von der Pike auf zu lernen und sich immer weiter fortzubilden. Er bediente am Drive-through-Schalter, schwitzte am Grill, reinigte Toiletten oder servierte höchstpersönlich Essen und verteilte Rabatt-Gutscheine an seine Gäste. Auch das Marketing übernahm der Tausendsassa, den eine natürliche Gabe im Umgang mit seinen Mitmenschen auszeichnete. Das Gelernte floss unentwegt in die Gewinnoptimierung seiner Restaurants, der Ist-Bestand war irgendwann auf mehr als 500 Zweigstellen angeschwollen.
2016 verkaufte er einen Großteil seiner Filialen und reinvestierte den Gewinn in einen Abfüllbetrieb für Coca-Cola-Getränke, den er ebenso aggressiv wie effizient ausbaute. Nach dem Landesinneren der Vereinigten Staaten expandierte er nach Kanada, sein Reinvermögen wuchs auf über eine Milliarde US-Dollar an. 2020 kaufte er die beiden insolventen Magazine "Ebony" und "Jet", Publikationen im Bereich Kultur, News und Entertainment mit afro-amerikanischem Schwerpunkt. "Forbes" führte ihn nach Michael Jordan, David Beckham und Golfer Arnold Palmer als viertreichsten Sportler im Ruhestand weltweit.
Pionier, Mentor, Visionär
Der Kreis für Bridgeman schloss sich, als er vergangenen Herbst als Minderheitsaktionär einen zehnprozentigen Anteil an seinen geliebten Bucks erwarb. Milwaukees Coach Doc Rivers sagte damals: "Er ist das perfekte Modell für unsere Liga, wenn es darum geht, jungen Spielern etwas beizubringen." Seit mehr als 30 Jahren hatte Bridgeman immer wieder in offizieller und inoffizieller Rolle als Mentor und Berater für junge Profis gewirkt, ihnen die Wichtigkeit finanzieller Unabhängigkeit und Verantwortung nahegebracht.
Die Annalen sind gespickt mit abschreckenden Geschichten über Spieler, die ihre gesamten Einnahmen verspielten - in manchen Fällen mehr als 200 Millionen US-Dollar, wie der ehemalige Megastar Allen Iverson. Auch Antoine Walker, Vin Baker, Latrell Sprewell, Kenny Anderson und Eddy Curry verzockten jeweils mehr als 50 Millionen US-Dollar, während Kevin Garnett, Tim Duncan und Kareem Abdul-Jabbar Opfer von betrügerischen Beratern wurden und zusammen mehr als 100 Millionen US-Dollar verloren.
Bridgeman wusste stets um die Gefahren, die von Kumpanen und Halsabschneidern im unmittelbaren Umfeld ausgingen, und antizipierte gleichzeitig, dass sich das Business und die Möglichkeiten von Sportlern rapide entwickeln würden. "Er hat nicht seine Zeit verschwendet, indem er nur an Basketball gedacht hat", schwärmte LeBron James. "Natürlich liebte er das Spiel, aber er hatte immer auch Business im Kopf. Er hat all seine Verbindungen und Bekanntschaften und Möglichkeiten ausgenutzt und ein unglaubliches Portfolio aufgebaut."
"Junior hat die Blaupause für alle Athleten geprägt und gezeigt: Erfolg muss nicht aufhören, wenn das letzte Spiel absolviert ist", schrieb Magic Johnson auf X. "Sein Jumpshot war zuckersüß, aber seine Wärme, seine Güte und sein Charakter waren noch wichtiger. Er hat Türen für uns geöffnet, war und bleibt eine Inspiration für Generationen." Seine Vermögenswerte hinterlässt der Unternehmer seinen drei Kindern und seiner Familie. Erst vor wenigen Wochen hatte Bridgeman selbst gesagt: "Es ist vermutlich Zeit. Sie holt dich irgendwann ein. Du schaust dich um und realisierst, dass sich deine Zeit und dein Einfluss und deine Energie zu Ende neigen." Bridgeman starb am 11. März, während eines öffentlichen Auftritts, an einem Herzinfarkt. Er wurde 71 Jahre alt.
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