Es war eine Eskalation mit Ansage. Immer wieder rasten die Fans von Hansa Rostock aus, suchen Gewalt und zerstören mutwillig Züge oder Stadioninventar. Besonders bei Auswärtsspielen sind einige Anhänger des Drittliga-Klubs gefürchtet. Ihren schlechten Ruf bestätigten die Hansa-Fans am vergangenen Sonntag in Aachen eindrucksvoll.
Die Partie bei der Alemannia, die Aachen 2:1 gewann, wurde von der Polizei als Risikospiel eingestuft. Aus gutem Grund: Hansa-Fans zertrümmerten während des Spiels zahlreiche Sitzschalen und demolierten die Toilettenräume im Gästebereich. Der angerichtete Schaden soll sich auf mindestens 50.000 Euro belaufen. „Der Schaden ist wirklich enorm, das hat nichts mit Fußball zu tun. Das ist jetzt das erste Mal in diesem Ausmaß vorgekommen, einen größeren Schaden hatten wir noch nicht“, sagte Aachens schockierter Geschäftsführer Sascha Eller und kündigte an, die Rechnung nach Rostock zu schicken.
Die Liste der Rostocker Fan-Ausschreitungen gleicht einer Spur der Verwüstung. Eine kleine Auswahl aus den vergangenen 18 Monate ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Beim Heimspiel vor wenigen Wochen gegen Dynamo Dresden wurden zuletzt 51 Menschen festgenommen.
- Im Spiel bei Waldhof Mannheim im Februar wurden Sanitärbereiche zerstört, mehrere Brände gelegt und ein Kiosk aufgebrochen.
- Im vergangenen Oktober griffen Hooligans von Hansa Rostock vor der Stadt einen Sonderzug mit rund 780 Fans von Rot-Weiss Essen an, darunter auch Familien. Der Zug war durch eine Notbremsung gestoppt worden. Die Täter, etwa 150 teils vermummte Personen, bewarfen den Zug mit Steinen und beschädigten zahlreiche Scheiben, darunter die Frontscheibe der Lokomotive. Der Sachschaden belief sich auf rund 120.000 Euro.
- Im Dezember 2023 zerlegten die Randalierer das Stadion des SC Paderborn. Denn Geschäftsführer Martin Hornberger beschrieb die Situation als „Krieg“ und sagte, es sei „alles zerstört worden, was zu zerstören war.“ Der Schaden soll sechsstellig gewesen sein.
Nach den Vorfällen von Aachen erhöht der Klub nun die Maßnahmen gegen die vielen Chaoten in den eigenen Reihen.
„Es kotzt mich beziehungsweise uns einfach nur noch an, dass wir fast wöchentlich mit Themen wie zerstörten Toilettenanlagen oder anderem Inventar beschäftigt sind“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Sebastian Eggert: „Auch in der Fanszene des F.C. Hansa Rostock schlägt dieses Thema hohe Wellen und wir sehen sehr klar, dass nahezu jeder die Ernsthaftigkeit der Situation erkennt. Es besteht kein Zweifel daran, dass hier und jetzt Schluss sein muss.“
Ab sofort erhalten laut Klubmitteilung nur noch Vereinsmitglieder ein Auswärtsticket pro Person. Damit führt Hansa die Personalisierung der Karten ein. Der Vorverkauf für Auswärtsspiele beginnt in der Regel zehn Tage vor Beginn der Partie und wird auf drei Tage beschränkt.
Der Verein behält sich vor, die Maßnahmen gegebenenfalls zu erweitern und auf sein Auswärtskontingent zu verzichten. Zudem würden Strafen und Kosten auf die Täter umgelegt. Sollte es sich um Vereinsmitglieder handeln, würden diese „unverzüglich aus dem Verein ausgeschlossen“. Stadionverbote würden konsequent ausgesprochen.
Beliebtes Narrativ der „wenigen Täter“
Auch Vorstandschef Jürgen Wehlend wird in der Mitteilung mit klaren Worten zitiert, er füttert aber auch das bei Problemklubs beliebte Narrativ der wenigen Täter, welche die friedliche Mehrheit in Verruf bringen: „Was mich am meisten ankotzt ist, dass uns dreitausend Fans zu einem über 600 Kilometer entfernten Auswärtsspiel am Sonntagabend begleiten und einige durchdrehen. Wir werden unsere Null-Toleranz-Politik bezüglich Gewalt und Vandalismus nicht aufgeben. Rostock ist ein stolzer Mitgliederverein und steht für Vieles, aber für ein solches Verhalten sicher nicht.“
Wer die vielen Hansa-Fans in Aachen sah, die mit kleinkindlichem Stolz herausgerissene Sitzschalen in die Luft hielten, kann durchaus einen anderen Eindruck gewinnen. Über 500 Sitzgelegenheiten wurden an diesem Tag beschädigt oder zerstört.
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