Die Zolleskalation zwischen Washington und Peking lässt Ökonomen das Schlimmste befürchten. Ifo-Chef Fuest sieht die Finanzarchitektur der ganzen Welt in Gefahr. Lob hat er für EU-Kommissionschefin von der Leyen, die anders als China einen kühlen Kopf bewahrt habe.
Clemens Fuest, der Chef des Münchner Ifo-Instituts, warnt vor einer neuen Weltwirtschaftskrise. "Das ist leider nicht auszuschließen", sagte Fuest der "Süddeutschen Zeitung". Die Amerikaner allein würden die Weltwirtschaft zwar nicht in die Krise stürzen. "Aber wenn sich der Protektionismus immer schneller ausbreitet, in China und in Europa, dann ist das eine große Gefahr. Wenn alle in die falsche Richtung gehen, kann es zu einer großen Krise kommen", sagte Fuest. Gleichzeitig zerstörten die Amerikaner gerade ihre Reputation als zuverlässiger Vertragspartner. "Das ist gefährlich, weil die USA immer noch die wichtigste Wirtschaftsmacht der Welt sind", betonte Fuest.
Der Ifo-Chef glaubt, dass der massive Verfall bei US-Staatsanleihen US-Präsident Donald Trump dazu bewogen habe, viele Zölle für 90 Tage auszusetzen. "Was jetzt passiert, ist ein Alarmsignal für die Amerikaner und für die Finanzarchitektur der gesamten Welt. Zwei Drittel der weltweiten Börsenkapitalisierung ist auf dem amerikanischen Aktienmarkt, der Dollar ist die weltweite Ankerwährung. Wenn das alles kippt, hätte das unkalkulierbare Folgen", sagte er der Zeitung weiter.
"Koalitionsvertrag geht in richtige Richtung"
Lob hat er für EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen parat. "Es ist richtig, erst einmal abzuwarten, anders als die Chinesen. Das sorgt für möglichst kühle Köpfe." Nach Trumps Zollwende hatte von der Leyen die gerade beschlossenen EU-Gegenzölle ebenfalls für 90 Tage ausgesetzt, um Raum für Verhandlungen zu schaffen. Trump hatte das "sehr schlau" genannt.
Auch den Koalitionsvertrag hält der Ifo-Chef trotz einiger Kritikpunkte für grundsätzlich gelungen. Fuest: "Ich finde es gut, dass man die Überwindung der wirtschaftlichen Stagnation in den Mittelpunkt des Koalitionsvertrags gestellt hat." Das sei nicht selbstverständlich. Union und SPD hätten sich zusammengerauft und die richtigen Punkte genannt, also Investitionserleichterungen, steuerliche Entlastung von Arbeit, Bürokratieabbau, mehr Investitionen in die Infrastruktur, sinkende Energiekosten. Der Ifo-Chef bilanziert: "Wachstum steht im Mittelpunkt. Das alles ist richtig."
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