Es war kurz vor dem Anpfiff dieses Duells zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen. Joshua Kimmich machte sich warm, nach kurzer Verletzungspause am Wochenende gegen Stuttgart (3:1) konnte er diesem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League doch beiwohnen, das sein Team am Ende bemerkenswert souverän mit 3:0 (1:0) gewann.
Der 30-Jährige steht ja bei den Münchenern medial im Mittelpunkt. Bleibt er? Oder geht er? Das Vertragsangebot an ihn haben die Bayern jedenfalls nach langen, zähen und letztlich ergebnislosen Verhandlungen Ende Februar zurückgezogen. Sie würden ihn gern halten, Kimmich muss nur wollen. Das ist der Tenor.
Vor dem Duell nun in der Königsklasse gegen Leverkusen standen Experte Michael Ballack, Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes und Bayerns Sportvorstand Max Eberl beim Streamingsender DAZN im Gespräch zusammen. Ballack war ja selbst einst beim FC Bayern, ehe er zum FC Chelsea wechselte.
„Wen verstehst du in der Causa Kimmich besser?“
Der DAZN-Moderator sprach ihn an, es war eine geschickte Überleitung zu Kimmich, dem eigentlichen Ziel dieses Gesprächs. 2005, sagte also der Moderator, an Ballack gewandt, „bist du, Michael, doch in der exakt selben Position gewesen: auch DFB-Kapitän, auf der Höhe deines Schaffens, Vertragsangebot bekommen, das wurde zurückgezogen vom FC Bayern, am Ende bei Chelsea gelandet. Wen verstehst du in der Causa Kimmich besser?“
Ballack sagte, er verstehe beide, „ich verstehe sowohl die Bayern als auch den Spieler, der natürlich abwägt – er ist ja auch in einem gewissen Alter: Verlängere ich jetzt noch mal vier Jahre und beende dann beim FC Bayern meine Karriere? Oder will ich noch mal was anderes?“
Kimmich, sagte Ballack, lasse „sich lange Zeit, das ist richtig. Ich würde mir nur wünschen: Wenn er sich für den FC Bayern entscheidet, sollte er das relativ schnell machen. Ich habe mich damals im Januar anders entschieden. Ich habe mich meines Erachtens sportlich noch mal verbessert. Der FC Bayern ist heute aber auf einem anderen, als er es damals war. Viertelfinale Champions League, dann war bei uns so meist Schluss. Aber der FC Bayern ist heute anders aufgestellt. Da gibt es nicht viel mehr in Europa, wo du noch hin wechseln kannst. Insofern hat es vielleicht andere Gründe.“ Es steht ja im Raum, dass es beim Salär hakt. Kimmich möchte Berichten zufolge mehr, als die Bayern bereit sind zu zahlen. Sein ohnehin schon fürstliches Gehalt sollen sie demnach im neuen Angebot aufgebessert haben.
Jedenfalls brachten Ballacks „andere Gründe“ Bayerns Eberl auf den Plan. Eins möchte er dazu sagen, hob Eberl also an: „Es wird ja gerade kolportiert, dass Joshua gierig ist. Das ist er nicht, das möchte ich an der Stelle mal klarstellen. Man spricht über Perspektive, wir sprechen über gute Gehälter. Aber Joshua ist keiner, der auf die Kohle schaut oder gierig ist. Er möchte eine Perspektive haben.“ Aber, sagte Eberl auch, „irgendwann muss man auch die Perspektive erkennen und muss sich entscheiden.“
Wenn er nicht gierig sei und eine Perspektive wolle, „die man ihm beim FC Bayern ja durchaus geben kann“, sagte der Moderator, „woran hakt es denn?“
Da sei er momentan der falsche Ansprechpartner, antwortete Eberl, „das kann ich abschließend nicht sagen. Fakt ist aber – und das fühlt Joshua genau so: Irgendwann wird es das Ja oder Nein geben. Und dann ist es so.“ Ob es eine Deadline gebe, wollte der DAZN-Moderator wissen. „Es wird vor der Crunchtime sein. Mein Lieblingswort, das ich gern benutze. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir es vor dem Spiel geschafft hatten. Aber es sollte schon zeitnah passieren“, sagte Eberl.
„Der Ball liegt nicht bei mir“, sagt Kimmich
Nach dem Spiel dann, das die dominant und engagiert auftretenden Bayern ohne große Mühe nach Toren von Harry Kane (9. und 75. Minute/Elfmeter) und Jamal Musiala (54.) gewonnen hatten, sorgte dann Kimmich selbst für weitere Aufklärung. Er skizzierte sehr konkret, wie es in Zukunft weitergehe. „Es wird auf jeden Fall zeitnah zu einer Entscheidung kommen, spätestens vor der Länderspielpause“, sagte er. Es klang so, dass Kimmich bei Bayern verlängern wird: „Der Ball liegt nicht bei mir.“ Sondern beim Verein, das war seine Botschaft. „Ich will nicht zu viel auf den zeitlichen Ablauf kommen. Es ist an die Öffentlichkeit gedrungen, dass das Angebot zurückgezogen wurde. Ich habe es so nicht wahrgenommen“, berichtete er.
Offenbar gab es Unstimmigkeiten zwischen beiden Parteien über den Zeitpunkt der Entscheidungsverkündung. „Zuerst war es mein Zeitplan, das vor der Länderspielpause zu machen“, sagte Kimmich. Diese beginnt Mitte des Monats, am 20. März das Viertelfinal-Hinspiel der Nations League gegen Italien. „Der Verein wollte das dann nicht. Das ist auch legitim. Der Verein wollte gern jetzt vor den beiden Spielen gegen Leverkusen eine Entscheidung haben“, sagte der 97-malige Nationalspieler.
Kimmich spielt seit 2015 für den FC Bayern. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Er könnte dann ablösefrei wechseln. Es gebe aber auch Mitbewerber, sagte Kimmich. Er sprach dennoch auffällig von sehr vertrauensvollen Gesprächen mit Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund.
Paris soll Star des FC Bayern Angebot gemacht haben
Unterdessen wurde am Mittwoch auch publik, dass das Interesse von Paris St. Germain am deutschen Nationalspieler konkreter zu werden scheint. Medienberichten zufolge hat der französische Meister dem Mittelfeldspieler, dessen Vertrag beim FC Bayern zum Saisonende ausläuft, ein Angebot vorgelegt. Nach Informationen des TV-Senders Sky soll PSG dem Bayern-Star ein offizielles und schriftliches Angebot mit einer Vertragslaufzeit bis 2029 vorgelegt haben. Zuvor hatte auch die „Bild“ über eine konkrete Offerte berichtet.
Beide Medien berichteten aber auch, dass es erneute Gespräche zwischen Kimmich und den Münchenern gegeben haben soll. Demnach bestehe beidseitiges Interesse, den Kontrakt des Defensiv-Allrounders zu verlängern.
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