Franziska Preuß gewinnt zum ersten Mal in ihrer Laufbahn den Biathlon-Gesamtweltcup. Durch den Sieg im Massenstart von Oslo überholt die 31-Jährige im letzten Rennen dieses Winters noch die Französin Lou Jeanmonnot, die auf dem letzten Kilometer stürzt.

Am Ziel ihrer Träume stürzte Franziska Preuß ins Gefühlchaos. Zuerst tröstete sie ihre geschlagene Konkurrentin Lou Jeanmonnot, dann zitterte sie angesichts eines französischen Protests - und weinte schließlich Tränen der Erleichterung und Freude: In einem dramatischen Saisonfinale hatte sich die 31-Jährige auf den letzten Metern des Massenstarts von Oslo den Sieg im Gesamtweltcup gesichert und die erfolgreichste Saison ihrer Karriere gekrönt.

"Es war ein kranker Kampf, wenn man überlegt, dass man zusammen auf die Schlussrunde geht. Irre", sagte Preuß am ARD-Mikrofon, nachdem die Tränen getrocknet waren: "Es war schon eine Challenge, ich habe einfach mein Bestes gegeben."

Zuvor hatte das Drama um die große Kristallkugel am Holmenkollen seinen Höhepunkt gefunden. Kopf an Kopf lagen Preuß und Jeanmonnot an der Spitze, es bahnte sich eine Entscheidung auf der Zielgeraden an - bis sich die Rivalinnen gefährlich nahekamen. Die Französin wollte in einer Kurve an Preuß vorbeigehen, nahm diese aber zu eng und stürzte. Preuß hatte damit freie Bahn, holte sich ihren vierten Saisonsieg und zog doch wieder an Jeanmonnot in der Gesamtwertung vorbei. Die 26-Jährige war nach ihrem Sieg in der Verfolgung am Samstag mit fünf Punkten Vorsprung ins Rennen gegangen.

"Eine der größten Leistungen, die man erreichen kann"

"Es war eine unglückliche Situation, aber es war eine Wettkampfsituation, Franzi hatte keine Schuld", meinte der deutsche Sportdirektor Felix Bitterling. "Es war blöd, so zu gewinnen", sagte Preuß: "Ich hätte es lieber auf der Zielgeraden entschieden, es war Nullkommanull meine Absicht. Ich habe keinen Fehler bei mir gesehen, es ging einfach eng um die Kurve." Jeanmonnot, deren Team des Protest zurückzog, sagte selbst: "Das war der Kampf um den Gesamtweltcup, das war elektrisierend, es war mein eigener Fehler."

Und so kam der große Jubel über das historische Ergebnis erst mit einigen Minuten Verzögerung bei Preuß und im DSV-Lager auf. Schließlich stieß die Bayerin mit ihrem Sieg in einen elitären Kreis vor. Vor Preuß hatten aus deutscher Sicht bereits Martina Glagow (2002/03), Kati Wilhelm (2005/06), Andrea Henkel (2006/07), Magdalena Neuner (2007/08, 2009/10 und 2011/12) und Laura Dahlmeier (2016/17) den Gesamtweltcup gewonnen.

Für Preuß ist es die Krönung ihres mit Abstand besten Weltcup-Winters. Neben der großen Kristallkugel gewann sie auch die kleinen im Sprint und Massenstart, feierte vier Einzelsiege, trumpfte bei den Weltmeisterschaften in Lenzerheide mit vier Medaillen groß auf - und erlebte endlich eine Saison ohne gesundheitliche Probleme.

Nach der Operation an den Nasennebenhöhlen im Frühjahr hatte Preuß alles dem größtmöglichen Erfolg untergeordnet, trug selbst in Innenräumen eine Maske und nahm sich viele Ruhepausen. Maßnahmen, die große Wirkung zeigten - und am Ende mit dem Gelben Trikot belohnt wurden. Den Sieg im Gesamtweltcup hatte sie selbst über den Gewinn ihrer WM-Medaillen gestellt. "Das ist eine der größten Leistungen, die man erreichen kann. Da zählt nicht nur ein Tag, sondern viele Tage zwischen November und März", sagte Preuß.

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