Als IOC-Präsident hat Thomas Bach fertig, als Ehrenpräsident aber fängt er gerade erst an. Dem deutschen Chef des Weltsports wird diese Ehre als zweitem IOC-Boss zuteil. Dazu gibt es reichlich Lobreden für den 71-Jährigen.
Thomas Bach wird nach seinem Ausscheiden als Vorsitzender des Internationalen Olympischen Komitees zum Ehrenpräsidenten der Ringe-Organisation auf Lebenszeit aufsteigen. Einem Vorschlag der IOC-Vizepräsidentin Nicole Hoevertsz am Ende des ersten Tages der 144. Vollversammlung stimmten die Mitglieder per Applaus zu.
"Ich bin wirklich überwältigt und dankbar für Ihre Worte. Ich bin voller Demut, das ist nicht die Arbeit eines Mannes. Das haben wir alle zusammen geschafft", sagte Bach, der sichtlich ergriffen war und mit den Tränen kämpfte: "Ich bin voller Demut. Es gibt Wichtigeres als Ehre: Freundschaft." Bislang gab es in der IOC-Geschichte nur einen Ehrenpräsidenten, den 2010 gestorbenen Spanier Juan Antonio Samaranch. Sein Sohn mit gleichem Namen tritt nun als Bewerber um die Nachfolge von Bach als IOC-Chef an.
Die Ehrenpräsidentschaft greift am 24. Juni, wenn Bach sein Büro im IOC-Hauptquartier in Lausanne an seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin übergeben hat - und auch als aktives IOC-Mitglied ausscheidet. Am Donnerstag steht die Wahl bei der Session im griechischen Costa Navarino auf dem Programm. Hoevertsz pries in ihrer mehrminütigen Rede die "visionäre Führung" Bachs, der 1991 ins IOC aufgenommen worden war und die Organisation seit 2013 anführt. "Wir schulden ihm so viel mehr als nur Dankbarkeit", erklärte Hoevertsz. Bachs Ausscheiden aus dem Präsidentenamt bedeute das "Ende einer Ära".
Vor allem aus Deutschland bekommt Bach viel Kritik
Zuvor hatte der 71-Jährige die olympische Welt lange im Ungewissen gelassen, ob er nicht doch die olympische Charta ändern lassen und eine dritte Amtszeit anstreben würde. Am Ende der leuchtenden Sommerspiele von Paris machte Bach dann den Weg frei für die Wahl eines neuen Chefs.
Gerade in seiner Heimat hält sich hartnäckig aber auch ein anderes Bild vom neunten IOC-Präsidenten. Eine zu freundliche Nähe zu Autokraten wie Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping wurde Bach ebenso vorgeworfen wie zu große Nachsicht bei Menschenrechtsverletzungen in Olympia-Gastgeberländern und eine zu große Machtkonzentration an der IOC-Spitze.
Zum Abschluss von Putins Propaganda-Show bei den sündteuren Winterspielen von Sotschi 2014 hatte Bach noch "das Gesicht des neuen Russlands" gelobt, das "effizient und freundlich, patriotisch und offen für die Welt" sei. Wenige Tage später annektierte Russland die Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Auch der russische Dopingbetrug und der Angriffskrieg auf die Ukraine belasteten Bachs Präsidentschaft, für den oft nachsichtigen Umgang mit Russland musste er sich lange rechtfertigen. Mit der Wiedereingliederung in den Weltsport dürfen sich nun andere herumschlagen, auch mit US-Präsident Donald Trump und dessen wirren Vorstellungen von Fairplay auf allen Ebenen.
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