Wann er die Entscheidung treffen und verkünden wird, ist noch offen. Klar ist lediglich: Julian Nagelsmann muss sich entscheiden. Denn ein Jobsharing, das es noch bei den Länderspielen im November des vergangenen Jahres auf der Torhüterposition gab, wird es bei den anstehenden Nations-League-Viertelfinals gegen Italien am Donnerstag (20.45 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) und Sonntag (20.45 Uhr, ebenfalls im Sport-Ticker der WELT) nicht geben. Zumindest das steht schon mal fest.

Marc-André ter Stegen, den der Bundestrainer nach der EM 2024 in Deutschland zur neuen Nummer eins nach Manuel Neuers Rücktritt aus der Nationalelf ausgerufen hatte, fällt seit Monaten aufgrund einer Verletzung der Patellasehne aus. Danach gab es ein Wechselspiel im deutschen Tor zwischen Hoffenheims Oliver Baumann und dem Stuttgarter Alexander Nübel – Baumann spielte danach im Oktober gegen die Niederlande (1:0) und im November beim 7:0 daheim gegen Bosnien-Herzegowina, Nübel stand in Bosnien-Herzegowina (2:1) im Oktober und einen Monat später beim 1:1 gegen Ungarn im Tor.

Grobe Fehler machte keiner in seinen Spielen für die Nationalelf. Baumann spielte aber – im Gegensatz zu Nübel – zweimal zu Null. Einen Ticken voraus sah ihn der Bundestrainer im Anschluss.

Nagelsmanns Rüge für Leno

„Stand jetzt ist geplant, dass wir für die beiden Spiele eine Nummer eins haben“, kündigte Nagelsmann in der vergangenen Woche rund um die Kader-Nominierung an. Im Anschluss folgte – quasi für den letzten Eindruck – der 26. Spieltag.

Baumann verlor mit der TSG Hoffenheim 0:1 beim FC St. Pauli – und hatte seinen Anteil am Gegentreffer. Der 34-Jährige gab sich „eine Teilschuld“, mehr nicht. Zu seinen Nationalelf-Chancen sagte er im Anschluss an die Partie: „Das wird es nicht beeinträchtigen für mich, meiner Meinung nach.“ Nübel kassierte gegen Bayer Leverkusen (3:4) gleich vier Tore. Schuld war er an den Gegentreffern aber nicht.

Im Vorfeld dieser Partie hatte Nübel in einem Interview mit WELT AM SONNTAG auf die Frage, wie sich die Situation in der Nationalmannschaft für ihn darstellen würde, gesagt: „Ich freue mich immer auf die Zeit bei der deutschen Nationalmannschaft. Ich genieße das sehr.“

Auf Nachfrage, ob er denn die Rolle als Nummer eins anstrebe, ergänzte Nübel: „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das aktuell aktiv nicht anstrebe. Ich bin erst einmal sehr glücklich, dass ich mein Debüt in der Nationalmannschaft geben durfte. Das war eine große Ehre – und ist etwas, wovon man als Kind träumt. Aber natürlich möchte ich so viele Länderspiele machen, wie es nur geht. Dafür bin ich Fußballprofi. Doch wir haben nun mal viele supergute Torhüter in Deutschland. Marc (Marc-André ter Stegen, die Redaktion) ist nach seiner Verletzung auf einem guten Weg. Ich denke, er kommt im Sommer wieder zurück, wenn alles gut läuft.“

Als dritter Torhüter gehört derzeit Stefan Ortega von Manchester City zum Kader der deutschen Auswahl. „Ich weiß nicht, wie sie aussehen wird“, sagte Stefan Ortega am Dienstag im Anschluss an das Training, als er auf die Torhüter-Entscheidung angesprochen wurde. Der 32-Jährige könnte „theoretisch“ zum Einsatz kommen, wie er sagte. Aber praktisch deutet vieles auf den 34 Jahre alten Baumann hin.

Ortega hatte im vergangenen November den Vorzug vor Bernd Leno vom FC Fulham als dritter Torhüter im DFB-Kader erhalten, der beim Länderspielblock einen Monat zuvor auf eine Reise zur Nationalmannschaft verzichtet hatte, weil er sich nicht auf die Bank setzen wollte.

Vom Bundestrainer gab es dafür eine Rüge. „Bernd hat sich so entschieden. Es macht die Tür nicht zu, aber sie ist auch nicht weiter aufgegangen. Bernd ist ja jetzt keine 25 Jahre mehr, sondern er hat auch eine gewisse Reife, Dinge zu bewerten. Und wenn er sie so bewertet, darf er das gerne für sich machen“, sagte Nagelsmann, merkte aber auch an: „Wenn er herausragend spielt, und alle anderen nicht, kann die Tür auch wieder weiter aufgehen.“

Nun aber geht es erst einmal um die Frage, wer gegen Italien spielen wird. Nübel oder Baumann? Gut möglich, dass die Entscheidung zugunsten von Baumann fällt. Mit 34 hat er mehr Erfahrung – und genießt ein hohes Ansehen. Auch im Team. So sagte Stefan Ortega am Dienstag: „Olli spielt schon gefühlt seit 20 Jahren in der Bundesliga. Und was ich bei ihm richtig gut finde, ist, wie stabil er spielt. Er hat wenig Ausreißer nach unten.“

Lars Gartenschläger berichtet seit 2004 über die Nationalmannschaft, war bei fünf WM- und fünf EM-Turnieren dabei. Vor seiner ersten Weltmeisterschaft hieß die T-Frage: Kahn oder Lehmann?

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