Das Muster ist altbekannt und immer wieder an passender Stelle von José Mourinho durchexerziert worden. So auch wieder kurz vor Mitternacht am Donnerstagabend. Der Star-Trainer gab dem Referee und dem Video-Schiedsrichter die Schuld am Aus von Fenerbahçe Istanbul in der Europa League. Die Mannschaft des 62 Jahre alten Portugiesen verpasste den Einzug ins Viertelfinale im Elfmeterschießen bei den Glasgow Rangers.
„Der Referee und der VAR haben entschieden, dass wir ins Elfmeterschießen mussten. Es hätte in den 120 Minuten drei Strafstöße geben müssen“, sagte Mourinho dem Sender TNT Sports: „Wir waren bei Weitem die bessere Mannschaft heute Abend – nicht nur ein bisschen, sondern bei Weitem.“
Fenerbahçe hatte nach dem 1:3 im Hinspiel nach 90 und 120 Minuten 2:0 durch einen Doppelpack von Sebastian Szymanski geführt. Daher musste die Entscheidung im Elfmeterschießen im Rückspiel fallen. „Es wäre perfekt gewesen, hätten wir auch noch ein drittes Tor geschafft“, sagte der zweifache Torschütze. „Wir haben großartig gespielt und hätten mehr verdient gehabt.“
Mourinhos unendliche Verschwörungsgeschichte
Einmal in Rage, legte sein Trainer aber Richtung des Referees, Espen Eskas aus Norwegen, nach. Der vierte Offizielle sei „nicht so arrogant“ gewesen wie der Schiedsrichter, konstatierte Mourinho. Sie seien nach Glasgow gekommen, der Video-Schiedsrichter dort gelte als einer der besten. „Doch er hat nicht mal einen von drei Elfmetern gesehen. Ich hoffe nur, dass es Zufall ist“, sagte Mourinho.
Zudem hoffte der Coach, dass das Geschehen bei den Rangers nichts mehr mit seiner Sperre nach dem Finale der Europa League 2023 zu tun hat, als er noch Trainer von AS Rom war. Es war quasi die Fortsetzung der von ihm unendlich fortgeschriebenen Verschwörungsgeschichte.
„Seit diesem Finale, seit meiner Suspendierung, sind uns viele Dinge passiert“, meinte er. Er hatte damals beim Endspiel in Ungarn gegen den FC Sevilla den englischen Unparteiischen Anthony Taylor nach dem verlorenen Finale (1:4 im Elfmeterschießen) scharf attackiert. Noch im Parkhaus der Budapester Puskás Aréna bedachte er ihn mit Schmähungen. Der Referee sei „eine verdammte Schande“, hatte Mourinho in Richtung Taylor gebrüllt, wie auf einem millionenfach geklickten Video zu sehen war.
Taylor wurde am Tag danach am Budapester Flughafen von Tifosi angegriffen und beschimpft. Mourinho war anschließend von der Uefa für vier Europacup-Spiele gesperrt worden.
Mourinho hat in der Türkei gerade eine Sperre abgebrummt. Er hatte nach dem 0:0 gegen den Erzrivalen Galatasaray am 24. Februar gesagt, Spieler auf der Galatasaray-Bank seien „wie Affen“ herumgesprungen. Damit handelte er sich ursprünglich eine Sperre von vier Ligaspielen ein, die später auf zwei Partien reduziert wurde.
Das Duell mit Galatasaray hatte unter anderem auf Mourinhos wiederholte Kritik an türkischen Unparteiischen hin ein ausländischer Schiedsrichter geleitet. Der türkische Verband hatte extra den slowenischen Referee Slavko Vincic für die Begegnung engagiert.
Mourinhos Clinch mit den Schiedsrichtern bescheren ihm reihenweise Sperren. Allein die jüngsten Fälle seiner Chronologie dokumentieren das. Im vergangenen November war Mourinho sanktioniert worden, weil er nach Fenerbahces 3:2-Sieg bei Trabzonspor nach dem Schlusspfiff minutenlang auf die Schiedsrichter geschimpft hatte.
Unter anderem hatte er den Video-Referee Atilla Karaoglan, nach dessen Eingriffen Trabzon zwei Elfmeter erhalten hatte, sarkastisch zum „Man of the Match“ gekürt und erklärt, man wolle ihn nie wieder auf dem Platz sehen und „noch weniger als VAR“. Außerdem behauptete er, Fenerbahce werde von den Schiedsrichtern systematisch benachteiligt. „Wir spielen gegen das System, und das ist das Schwierigste“, sagte Mourinho.
Als der Laptop vor der TV-Kamera landete
Der türkische Verband sah darin „unsportliche Äußerungen, die gegen den Sportsgeist, die Sportethik oder das Fair-Play-Verständnis verstoßen und die darauf abzielen, den Ruf des TFF zu schädigen, den Wert des türkischen Fußballs zu senken und die Unparteilichkeit der Schiedsrichter und anderer Wettbewerbsfunktionäre zu überschatten oder zu diskreditieren“.
Ende Oktober 2024 hatte er in der Partie der Europa League gegen Manchester United vom französischen Referee Clément Turpin Rot gesehen, beschwerte sich lautstark über einen nicht gegebenen Elfmeter. Sperre: ein Spiel.
Im September des vergangenen Jahres hatte er während des Spiels einen Laptop vor eine TV-Kamera gestellt, um zu beweisen, dass der Unparteiische falsch gelegen hatte. Der Videoschiedsrichter war beim Spiel seines Klubs bei Antalyaspor eingeschritten und hatte einen Treffer wegen Abseits wieder aberkannt. Bei der Aktion kam Mourinho immerhin recht glimpflich davon, er sah dafür nur die Gelbe Karte.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke