Der globale Handelskrieg nimmt Fahrt auf und drückt den deutschen Leitindex zum Wochenschluss weiter nach unten. Investoren hoffen nun auf Verhandlungen - und ein Ende der Unsicherheiten.

Nach dem deutlichen Minus am Vortag geht es zum Wochenschluss an den Aktienmärkten ungebremst weiter nach unten. Die chinesische Ankündigung von Gegenzöllen auf US-Güter hat die Angst vor einem umfassenden Handelskrieg und einer globalen Rezession weiter befeuert. Der deutsche Leitindex Dax rutscht zum Wochenschluss - angeführt von deutlichen Verlusten bei den Bankaktien - um zeitweise bis zu 5,6 Prozent auf 20.579 Zähler in die Tiefe. Auf Wochensicht summierte sich das Minus auf gut 7,5 Prozent. Auch der MDax als Index für die zweite Reihe steht mit mehr als fünf Prozent im Minus. Der EuroStoxx50 gibt 3,5 Prozent nach.

An der Börse in Japan hatte sich die Talfahrt vom Vortag zuvor ebenfalls fortgesetzt. Heftige Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und weitere Kursverluste seien jederzeit vorstellbar, sollten die Zölle in Kraft treten und lange bestehen bleiben, warnte Thomas Altmann von QC Partners. Auch die Strategen von Marcard, Stein & Co. prognostizierten: "Die negativen wirtschaftlichen Folgen der US-Zollpolitik werden nicht lange auf sich warten lassen."

Trump hatte zunächst am Mittwoch angekündigt, dass er einen Basiszollsatz von zehn Prozent auf alle Importe in die USA und höhere Zölle auf Einfuhren aus Dutzenden anderen Ländern erheben werde. Für die EU sollen dabei 20 Prozent gelten, für China sind 34 Prozent vorgesehen. Nun reagierte auch China mit Gegenmaßnahmen. Auf alle US-Waren soll ab 10. April ebenfalls ein Zoll von 34 Prozent fällig werden, wie das Finanzministerium ankündigte.

Solange Unsicherheit, solange Volatilität

Noch besteht unter den Investoren die Hoffnung, dass sich die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen durch Verhandlungen aufhalten lässt. "Dagegen spricht jedoch, dass der US-Präsident regelmäßig betont, die zu erwartenden Zolleinnahmen zur Budgetsanierung und Finanzierung von Steuersenkungen heranziehen zu wollen", erklärten die Analysten der LBBW. Aus Sicht des Marktexperten Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets handelt es sich um ein schwieriges Spiel auf Zeit. "Je länger die Unsicherheit anhält, dürfte auch die Volatilität auf den Handelsplätzen dieser Welt hoch bleiben."

Viele Anleger traten daher erneut den Rückzug an, vor allem im konjunktursensiblen Bankensektor. Der europäische Bankenindex sackte um bis zu 9 Prozent ab, nachdem er bereits am Donnerstag 5,5 Prozent eingebüßt hatte. Im Dax fielen die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank in der Spitze um 12,1 beziehungsweise 9,3 Prozent. Die britische Bankenbranche verlor fast 5 Prozent. Der japanische Branchenindex gab zeitweise 11,6 Prozent nach.

Auch an den Rohstoffmärkten ging es mit den Preisen von Öl und Kupfer weiter steil nach unten. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich in der Spitze um rund vier Prozent auf 67,48 beziehungsweise 64,23 Dollar je Fass. Der Brent-Preis war damit so niedrig wie seit über drei Jahren nicht mehr. WTI handelte auf einem Zwei-Jahres-Tief. Auf Wochensicht sackten die Preise um acht beziehungsweise sieben Prozent ab.

Die Anleger erwarteten eine niedrigere Ölnachfrage infolge der US-Zölle. Verstärkt wurde der Preisdruck durch die jüngste Entscheidung der Opec+-Gruppe, im Mai ihre Produktion deutlich zu steigern. Auch beim Industriemetall schlugen Konjunktursorgen zu Buche. Der Preis fiel um bis zu 2,7 Prozent auf 9115 Dollar je Tonne. "Die Aussicht auf einen globalen Handelskrieg und ein schwächeres Wirtschaftswachstum dürften den Abwärtsdruck auf den Rohstoffmärkten erst einmal aufrechterhalten", prognostizierten die Analysten der ANZ-Bank.

Auf der Suche nach risikoärmeren Anlagemöglichkeiten griffen die Investoren erneut bei Staatsanleihen zu. Die Kurse der zehnjährigen deutschen Bonds stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite auf 2,537 Prozent nach 2,641 Prozent im Schlussgeschäft vom Donnerstag. Die Verzinsung der zweijährigen Titel lag mit 1,816 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Anfang November 2022.

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