Trumps Zölle-Rundumschlag trifft nicht nur Konzerne in aller Welt hart - er erwischt auch kleine Betriebe im Erzgebirge. Viele müssen nun ihre Nussknacker und Räuchermännchen verteuern - hoffen aber, dass die Amerikaner ihre Schnitzereien weiterhin kaufen.
US-Präsident Donald Trump sendet mit seinen Zollerhöhungen nicht nur Schockwellen in große deutsche Konzerne wie Adidas oder Volkswagen - sie reichen auch in kleine handwerkliche Manufakturen im Erzgebirge.
Ob Räuchermännchen, Weihnachtspyramiden oder Nussknacker: Erzgebirgisches Kunsthandwerk ist in den Vereinigten Staaten begehrt. "Es gibt Firmen, die 90 Prozent ihres Umsatzes mit dem US-Geschäft erzielen", sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Erzgebirgischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller, Frederic Günther. "Die haben sich auf den amerikanischen Markt spezialisiert. Da gibt es langjährige Partnerschaften. Das ist unser wichtigstes Exportland."
Viele der nach Verbandsangaben etwa 200 Betriebe in Sachsen, vorwiegend Drechsler und Holzspielzeugmacher, mit ihren direkt oder indirekt beschäftigten 2000 Mitarbeitern drohen nun Umsatzeinbußen. "Ja, die wird es wohl geben", befürchtet Günther. Denn die Manufakturen seien gezwungen, wegen der von Trump verhängten 20-prozentigen Zölle auf EU-Waren ihre Preise anzuheben. "Wir müssten diese zunächst an die Endkunden beziehungsweise Händler weiterberechnen, da wir die 20-prozentige Steigerung nicht selbst tragen können", sagte der Verbandsvertreter.
Seine Hoffnung: Bislang seien Preissteigerungen von der Kundschaft immer mitgetragen worden. Allerdings erfolgte der bislang größte Preissprung nach der Corona-Krise und zu Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine 2022, als Energie und Materialien deutlich teurer wurden. "Damals mussten wir die Preise um bis zu acht Prozent erhöhen", sagte Günther.
Dabei hatte das Jahr für die Region gut begonnen: Das erzgebirgische Kunsthandwerk wurde von der Unesco als "Immaterielles Kulturerbe" anerkannt. "Das erzgebirgische Kunsthandwerk ist eine jahrhundertealte Praxis, die eine Vielzahl handwerklicher Disziplinen umfasst", urteilte die Unesco. "Insbesondere das Drechseln, Schnitzen und Bemalen von Holzfiguren sind charakteristisch für die Region."
Dass gerade die Nussknacker in den USA so gut ankommen, erklärt Günther so: "Es gibt viele Regionen mit einem hohen Anteil an deutschen Auswanderern - von Chicago bis an die Westküste." Zudem arbeite man schon lange mit großen Handelsketten in den USA zusammen. "Erzgebirgisches Kunsthandwerk ist deshalb auch in New Yorker Kaufhäusern zu finden, aber auch auf den beliebten Weihnachtsmärkten", so der Geschäftsführer. "Zudem gibt es viele Sammler und Clubs. Das ist jetzt alles gefährdet."
Auf Trumps Zollhammer einstellen konnten sich die Betriebe nicht. "Wir haben Anfang des Jahres unsere größte internationale Messe, die ChristmasWorld in Frankfurt. Hier nehmen wir unsere Aufträge entgegen", sagte Günther. Im Sommer werde die Ware dann exportiert. Das Volumen hänge immer von den Vorbestellungen der Messen ab. "Im Januar waren die Zölle nur noch nicht klar kommuniziert."
Die Manufakturen hoffen nun, dass die Amerikaner ihnen auch bei Preiserhöhungen die Stange halten. Ihre Hoffnung: "Es gibt keine Alternativen zu erzgebirgischem Kunsthandwerk", sagte Günther und fügte hinzu: "Am Ende gewinnt bei diesem Handelskonflikt niemand."
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