Der Krankenstand in Elon Musks Tesla-Werk in Grünheide ist ungewöhnlich hoch. Im vergangenen Sommer sollen 15 Prozent der Mitarbeitenden krankgeschrieben gewesen sein, teilte der Werksleiter André Thierig mit. Nun erreicht der Streit die nächste Stufe: Krankgeschriebene Mitarbeiter sollen Drohbriefe erhalten haben, wie das „Handelsblatt“ berichtet.

In den Schreiben würden die Krankmeldungen angezweifelt – und mit dem Stopp der Lohnfortzahlungen gedroht. Sogar bereits gezahlte Löhne sollen demnach rückwirkend zurückgezahlt werden. Zudem würden die Mitarbeiter aufgefordert, die Gründe für Ihre Krankschreibungen zu nennen und die behandelnden Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden. Der Zeitung zufolge soll es sich dabei nicht um Einzelfälle handeln.

Die IG Metall kritisiert das Vorgehen scharf: „Tesla zweifelt in großem Umfang ärztliche Atteste an, verweigert die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und behält Entgelt ein“, so Bezirksleiter Dirk Schulze gegenüber dem „Handelsblatt“. Der Konzern selbst hat sich auf Anfrage der Wirtschaftszeitung nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Krankgeschriebene bei Hausbesuchen teilweise nicht angetroffen

Erst im September vergangenen Jahres geriet der Konzern mit seinen Angestellten in Konflikt. Werksleiter Thierig kündigte damals an, Hausbesuche bei den krankgemeldeten Mitarbeitern durchzuführen.

Der Schritt sei nichts Ungewöhnliches – „das machen viele Unternehmen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben gut 200 Mitarbeiter festgestellt, die sich in der Lohnfortzahlung befinden, aber die in diesem Jahr noch gar nicht arbeiten waren. Sie bringen mindestens alle 6 Wochen neue Krankmeldungen“, sagte er. Bei den Besuchen hätte man den Großteil der Krankgeschriebenen nicht angetroffen, „teils war sehr aggressives Verhalten zu spüren“, hieß es.

Die IG Metall schützte die Arbeitnehmer und kritisierte eine sehr hohe Arbeitsbelastung in der Fabrik. Die Hausbesuche nannte sie eine „abwegige Aktion“.

„Sozialsystem wird ausgenutzt“, sagt der Werksleiter

Aus Sicht des Tesla-Managers liegt der Grund für den Krankenstand nicht bei den Arbeitsbedingungen. „In unseren Analysen wurde deutlich: freitags und in Spätschichten sind circa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet als an anderen Wochentagen“, sagte Thierig. „Das ist kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, denn die Arbeitsbedingungen sind an allen Arbeitstagen und in allen Schichten gleich. Es suggeriert, dass das deutsche Sozialsystem ein Stück weit ausgenutzt wird.“

Tesla habe mehr als 1500 Leiharbeitnehmer, die unter den gleichen Bedingungen arbeiteten. Hier liege der Krankenstand bei zwei Prozent.

In Grünheide in Brandenburg stellt Tesla seit mehr als zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach Unternehmensangaben knapp 12.000 Beschäftigte.

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