In Deutschland gibt es mittlerweile mehr Fahrräder als Einwohner. Zugleich pendelt sich der Absatz nach dem Ausreißer zur Corona-Zeit ein. Zunehmend leeren sich die Lager, sodass das Ende der Preisnachlässe naht. Ungebrochen beliebt sind derweil E-Bikes, die sich als unerwartet robust erweisen.
Schnäppchenjäger konnten im vergangenen Jahr im deutschen Fahrradhandel gute Geschäfte machen. Auch zu Beginn der aktuellen Saison locken Händler und Hersteller bereits wieder mit deutlichen Rabatten auf die Listenpreise. Hintergrund sind nach wie vor gut gefüllte Lager, in denen noch Millionen fertige Räder auf die Kunden warten und Kapital binden. Doch der Trend könnte sich bald drehen, sagen die Fahrradindustrie und der Händlerverband VSF.
Trotz der allgemein gestiegenen Verbraucherpreise mussten die Kunden im vergangenen Jahr für ein durchschnittliches E-Bike 300 Euro weniger ausgeben als im Jahr zuvor, wie der Zweiradindustrieverband ZIV in Berlin mitteilte. Zwar stiegen gleichzeitig die Preise für die herkömmlichen Räder leicht, doch unter dem Strich ging der Gesamtumsatz bei fast gleichbleibender Stückzahl um mehr als zehn Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zurück.
Der Handel kämpft weiterhin mit den Spätfolgen der Corona-Krise. Konnte während der Pandemie zunächst die sprunghaft gestiegene Nachfrage nicht gedeckt werden, folgte eine Phase der Überproduktion und des abgeflauten Kaufinteresses. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 3,85 Millionen Räder verkauft. Das waren nur geringfügig weniger als 2023, aber der Rekord aus dem ersten Corona-Jahr 2020 mit gut 5 Millionen Stück blieb weit entfernt.
Der Rückgang um 1,1 Millionen Stück zum Corona-Jahr ist allerdings allein auf die Bikes ohne Motor zurückzuführen, während 2024 erneut mehr als 2 Millionen E-Bikes ihre Abnehmer fanden. 2024 ist das zweite Jahre in Folge, in dem in Deutschland mehr E-Bikes verkauft wurden als muskelbetriebene Fahrräder. "Der E-Anteil wird weiter wachsen auf 70 bis 75 Prozent", sagt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork.
Ein Hemmnis für den weiteren Absatz könnte die längere Haltbarkeit der verkauften Räder sein. Nach Einschätzung der Industrie halten die Akkus und damit die gesamten E-Bikes deutlich länger als erwartet und werden entsprechend erst nach durchschnittlich acht bis neun Jahren verschrottet. In der Folge ist der Bestand von E-Bikes in Deutschland im vergangenen Jahr auf 15,7 Millionen Stück angewachsen. Das sind gut drei Millionen Räder mehr als bei der Fortschreibung früherer Prognosen seit dem Jahr 2014 angenommen wurde.
Längst gibt es in Deutschland einschließlich der unmotorisierten Varianten mehr Fahrräder (88,7 Millionen) als Menschen (83,6 Millionen). Industrievertreter Stork bleibt aber optimistisch, die Pro-Kopf-Quote auf den niederländischen Wert von 1,3 steigern zu können. Dazu sollen nach Meinung des Verbands auch die milliardenschweren Investitionen in die Infrastruktur beitragen, die von der kommenden Bundesregierung geplant werden. Bessere Radverkehrsbedingungen im Alltag und in der Freizeit gehörten zu den Investitionen, die am schnellsten umgesetzt werden könnten.
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