Der strauchelnde Batteriehersteller Varta hat neue Eigner. Die schießen gut 60 Millionen Euro zu und wollen so das Unternehmen retten. Der Preis: Alle bisherigen Aktionäre gehen leer aus. Die Aktien sind wertlos.
Der Batteriehersteller Varta hat seine Alt-Aktionäre enteignet. Das Unternehmen gehört nun allein dem österreichischen Unternehmer Michael Tojner und dem Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche. Der Kapitalschnitt auf null und die Kapitalspritze der beiden Investoren sei wirksam, teilte das angeschlagene Unternehmen im schwäbischen Ellwangen mit. "Damit sind die bisherigen Aktionäre der Gesellschaft infolge des Erlöschens der derzeit ausgegebenen Aktien kompensationslos aus der Varta AG ausgeschieden", hieß es in der Mitteilung. Die Aktien würden von den Depotbanken in den nächsten Tagen ausgebucht. Der Handel an der Frankfurter Börse werde eingestellt.
Am gestrigen Montag waren die Papiere noch für 1,25 Euro gehandelt worden, heute wurden Kurse von 1,21 Euro festgestellt - obwohl seit Monaten klar war, dass sie wertlos würden. Einige Aktionäre hatten aber darauf spekuliert, dass sie wenigstens ein Bezugsrecht für die Kapitalerhöhung erhalten würden. Das hatten der bisherige Großaktionär Tojner und die Gläubigerbanken aber abgelehnt. Vor Gericht blitzten die Kleinaktionäre bisher mit allen Klagen gegen die Enteignung ab. Zuletzt lag der Gesamtwert aller Anteile noch bei etwas mehr als 50 Millionen Euro. Zum Vergleich: Zum Jahresende 2020 waren es nach Unternehmensangaben noch rund 4,9 Milliarden Euro.
Kommen weitere Investoren?
Varta war durch einen rasanten Expansionskurs in Schieflage geraten. Gründe für die Krise gibt es einige: Neben der stark schwankenden Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen - zum Beispiel für Kopfhörer - stehen auch Managementfehler im Raum. Kritiker warfen Varta unter anderem vor, sich zu abhängig vom Hauptkunden Apple gemacht zu haben und zu viel Geld zu leichtfertig investiert zu haben.
In einem vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahren haben die Gläubiger auf gut die Hälfte der 580 Millionen Euro an Forderungen verzichtet. Der Unternehmer Michael Tojner hielt bislang 50,1 Prozent der Varta-Aktien. Im Besitz von Kleinanlegern waren 49,9 Prozent. Aber im Gegensatz zu den freien Aktionären wird Tojner auch künftig an Varta beteiligt sein. Denn der Vorstand hat auch eine Kapitalerhöhung beschlossen. Das bedeutet: Es werden wieder Aktien ausgegeben - aber nur an eine Gesellschaft Tojners und den Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche. Beide lassen sich das früheren Angaben zufolge jeweils 30 Millionen Euro kosten.
Die Aktien sollen einem Sprecher zufolge zeitnah ausgegeben werden. Dann halten Tojner und Porsche je 50 Prozent der Anteile der Varta AG. Ob - wie im Sommer angedeutet - im Jahresverlauf noch ein weiterer Investor einsteigen könnte, wird demzufolge noch sondiert. Tojner hatte Varta 2017 an die Börse gebracht - zunächst auch erfolgreich.
Die Gläubiger werden aber virtuell mit gut einem Drittel an den Ausschüttungen und einem möglichen Verkaufserlös beteiligt. Die Porsche AG übernimmt zudem 70 Prozent der Tochter V4Drive, deren Batterien der Autobauer für seine Hybrid-Sportwagen braucht.
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