War die Pleite gegen Inter Thomas Müllers letztes Champions-League-Heimspiel? Darüber will der Routinier nicht sprechen, sondern gibt sich optimistisch für das Rückspiel.

Es hätte eine dieser Geschichten werden können, die sich Fußball-Romantiker noch Jahre später erzählen: Der 35-jährige Thomas Müller, dessen Abschied vom FC Bayern am Samstag bestätigt wurde, trifft drei Tage später als Joker im Champions-League-Viertelfinale zum Ausgleich gegen Inter Mailand (85. Minute). Einige Fans des Rekordmeisters glaubten in diesem Moment wohl an eine späte Wende des Spiels. Die Allianz Arena bebte und Müller brüllte beim gewohnt unorthodoxen Torjubel den Frust heraus. "Was mir durch den Kopf gegangen ist? Die Schilddrüse hat geackert wie blöd und hat irgendwas ausgeschüttet. Ansonsten habe ich nicht viel nachgedacht", sagte er im Anschluss.

Doch die perfekte Müller-Story bekam kurz darauf einen mächtigen Dämpfer: Inters Davide Frattesi stellte postwendend in der 88. Minute auf 2:1 für die Italiener. Durch seinen Treffer gerät das Münchner Finale dahoam in dieser Champions-League-Saison in weite Ferne. Das Viertelfinale-Hinspiel könnte also Thomas Müllers letztes Heimspiel in der Königsklasse für den FC Bayern gewesen sein. Vielleicht sogar sein letztes insgesamt, denn die Zukunft des Routiniers ist noch ungeklärt.

"Ich bin nicht auf einer Farewell-Tour"

Müller wäre aber nicht Müller, wenn er sich dadurch aus der Bahn werfen ließe. Auch stimmte er nicht in den Kanon einiger Fans und Medien ein, Bayern-Coach Vincent Kompany hätte ihn anstelle von Raphaël Guerreiro für den verletzten Jamal Musiala aufstellen müssen. "Hätte denn der vielleicht mal zukünftige Trainer Thomas Müller den Spieler Thomas Müller heute von Anfang an gebracht?", fragte Amazon-Prime-Reporter Sebastian Benesch nach dem Spiel. "Eine interessante Frage, auf die ich jetzt natürlich nicht reinfalle", antwortete Müller abgeklärt. "Bis das Rückspiel nicht gespielt ist, geht es nicht um irgendwelche Nebenkriegsschauplätze."

Champions League Müllers Joker-Tor reicht nicht – FC Bayern droht Königsklassen-Aus

Weitere Fragen zu seiner Person moderierte Müller konsequent ab. "Habe ich gerade mein Abschiedsspiel oder ein Viertelfinal-Hinspiel? Ich möchte mich übers Spiel unterhalten. Ich bin hier nicht auf einer Farewell-Tour, ich bin gerade Sportler." Als der Reporter ihn dann ließ, folgte die Analyse des Sportlers Müller: "Wir hatten auch in der zweiten Halbzeit noch einige Gelegenheiten." Dass die Bayern diese nicht nutzen und es am Ende durch den Konter 1:2 stand, sei ärgerlich. "Ansonsten hätten wir gesagt: 1:1, gut zurückgekommen, Müller hat ein Tor geschossen", sagte Müller und fügte mit einem Augenzwinkern in Richtung Benesch hinzu: "Dann hätten wir deine erst angedachte Story spielen können. Eigentlich musst du dich bei Inter beschweren."

Thomas Müller überraschend optimistisch für Rückspiel

Ein paar Stunden später, kurz vor Mitternacht, verließ Thomas Müller das Stadion nach der zeitaufwendigen Doping-Kontrolle mit einer "gewissen Enttäuschung, aber auch Zuversicht".  Ein Hauch von Trotz schwang dabei ebenfalls mit: "Wir haben jetzt ein Tor Unterschied. Das ist im Fußball gar nichts. Das ist eine Aktion." Müller will nicht, dass seine Champions-League-Reise im Bayern-Trikot am kommenden Mittwoch in Mailand zu Ende geht, 45 Tage vor dem ersehnten Finale dahoam in der Münchner Arena, seinem Fußball-Wohnzimmer. Mit Blick auf das Rückspiel verbreitete er ein "Wir-kriegen-das-hin-Gefühl", als er sich auf den Weg nach Hause macht. Seine Marschroute laute: "Volle Kraft voraus!" Vielleicht kommt es im San Siro dann doch noch zu einem magischen Müller-Abend.

Mit Material der DPA

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