Max Eberl hat die Entscheidung gegen einen neuen Vertrag für Thomas Müller gerechtfertigt. Der Sportvorstand des FC Bayern sagte in der Fußball-Talksendung „Doppelpass“ auf Sport1 am Sonntagvormittag zu der Entscheidung: „Man sollte es mir abnehmen, dass es mir schwergefallen ist“, so Eberl. „Ich weiß, dass wir dafür keinen Applaus ernten.“ Müller habe „auch keinen Folklorevertrag“ gewollt. Es habe nichts mit dem Finanziellen zu tun gehabt, und auch das Sportliche sei nicht „das alles Entscheidende“, sagte Eberl.
Der ehemalige Profi erklärte den Ablauf und Details der Entscheidung. Im vergangenen November habe es ein erstes Gespräch mit Müllers Berater gegeben. Der Berater habe sinngemäß gesagt: Lass uns im März oder April noch mal hinsetzen. Dann wisse auch Müller, was er wolle.
Im Januar 2025 dann sagte Eberl öffentlich, ein Gespräch mit Müller werde wohl das kürzeste überhaupt werden. „Ich habe im Januar diese Äußerung getätigt und um die baut sich berechtigterweise alles auf. Ich muss sagen, ich war vielleicht nicht so schlau, das zu sagen“, so Eberl im „Doppelpass.“ Er sagte zudem: „Ich war aber auch nicht so schlau, weil ich auch einfach emotional war, weil ich mir eine Bundesliga und einen FC Bayern ohne Thomas Müller nicht vorstellen konnte.“ Er habe Verständnis für Müller und dessen Enttäuschung. Thomas Müller die Entscheidung mitzuteilen, sei „nicht schön“ gewesen.
Die Einsatzzeiten Müllers seien in diesem Jahr zurückgegangen, so Eberl. „Es ist das passiert, was leider im Sport passiert. Die Einsatzzeiten von Thomas waren in der Hinrunde noch umfangreich, sind dann rapide abgefallen“, sagte der Sportvorstand. „Und dann haben wir uns halt in der sportlichen Leitung Gedanken gemacht, mit Christoph Freund zusammen, mit Vincent Kompany, wie soll der Kader für die Zukunft aussehen, wie gehen wir mit Spielern um, wo wir Verträge verlängern wollen. Wir haben dann irgendwann für uns in der Sportleitung eine Entscheidung gefällt, wo wir gesagt haben, okay, wir würden den Vertrag nicht verlängern wollen.“
Die Personalie Müller sei in Gesprächen mit dem Trainer Kompany und dem Rest der sportlichen Führung ein ganz großes Thema gewesen. Eberl betonte: Die Entscheidung sei mit dem Vorstand abgestimmt gewesen und dann mit Aufsichtsrat besprochen worden. „Emotional ist mir das extrem nahegegangen. Es tut weh“, so der Vorstand über das Ende von Müller als Bayern-Spieler. Anfang März habe man die finale Entscheidung getroffen und im März dann Müller mitgeteilt. „Ich habe mein Gespräch begonnen, indem ich gesagt habe: Thomas, ich habe jetzt drei Tage echt beschissen geschlafen, weil mich das wirklich bedrückt und weil ich weiß, was ich gesagt habe und weil ich wirklich wusste, was ich ihm gleich mitteilen werde. Und deswegen, das war nicht schön“, sagte Eberl.
Zum Ablauf des Entscheidungsprozesses und der Verkündung der Entscheidung erklärte er: „Wir haben das dann mit dem Vorstand abgestimmt, mit Michael Diederich (Finanzvorstand, d.Red.) und Jan-Christian Dreesen (Vorstandsvorsitzender, d.Red.). Wir haben zusammen diskutiert, weil Thomas Müller natürlich kein gewöhnlicher Spieler ist. Das ist eine Legende. Dementsprechend wussten wir, wie kompliziert die Entscheidung ist und jeder, das bitte ich einfach auch zu verstehen, bei allem, dass ich eine Entscheidung zu fällen hatte oder wir eine Entscheidung zu fällen hatten, ist mir das emotional extrem nah gegangen.“
Eberl sagte zudem: „Wir haben natürlich dann mit dem Aufsichtsrat gesprochen, also mit Herrn Heiner gesprochen, mit Karl-Heinz Rummenigge gesprochen, mit Uli Hoeneß gesprochen, haben denen das mitgeteilt. Und es herrscht Einigkeit in dieser Personalie.“ Zuletzt war ein anderer Eindruck entstanden.
Müller hatte am vergangenen Samstagmorgen bekannt gegeben, dass der auslaufende Vertrag zum Saisonende nicht verlängert wird. Der Weltmeister von 2014 spielt seit dem 1. Juli 2000 für die Münchner.
Lothar Matthäus rät zu Wechsel in die USA
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus legt Müller nun einen Wechsel in die USA nahe. „USA ist für ihn ein Weg, wo er neue Erfahrung sammelt, wo er ein wenig abschalten kann. Auch ein Thomas Müller kann da unbekannt auf der Straße laufen“, ergänzte der Weltmeister von 1990 bei Sky, Matthäus war einst selbst nach Amerika gewechselt.
„Uli Hoeneß hat gleich gesagt: ‚Eigentlich bringt es dem Thomas nichts, es bringt uns nichts. Wir zahlen hier sehr viel Geld für einen Spieler, von dem man im Endeffekt nicht mehr die sportliche Leistung erwarten kann‘“, erklärte Matthäus, der die Meinung von Hoeneß teilt: „Wenn Thomas Müller beim Stande von 3:0 noch zwei Minuten mitspielen darf, das ist eines Thomas Müller nicht würdig.“
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen und wird gegen Inter Mailand im Stadion sein.
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