Dem 1. FC Düren kommt auf einen Schlag der komplette Kader abhanden, die Saison will der Regionalligist aber dennoch zu Ende bringen. Dabei helfen soll ein Influencer.
Die Regionalliga West ist eine kuriose Liga, die derzeit traurige Geschichten vom sportlichen oder wirtschaftlichen Scheitern, von zu hohen Ambitionen und geplatzten Träumen produziert: Türkspor Dortmund steht mit 0 Punkten am Ende der Tabelle, weil der Aufsteiger finanziell ausgeblutet den Spielbetrieb eingestellt hat. Die einstigen Europapokalhelden vom KFC Uerdingen (vormals Bayer Uerdingen) und der ambitionierte 1. FC Düren gingen in die Insolvenz, können aber immerhin die Saison zu Ende spielen. Und im Falle des 1. FC Düren ist die Situation irgendwo zwischen Trotz, Wahnsinn und Kopfschütteln angesiedelt. Es gibt sogar das Versprechen, dass hier bald Träume nicht mehr platzen sollen, sondern im Gegenteil: wahr werden können. Ein Influencer soll ganz offiziell helfen.
Erst zu Ende März hatten in Düren alle Spieler und Trainer ihre Verträge gekündigt, um rückwirkend Insolvenzgeld kassieren zu können. Die Gehälter waren seit Januar nicht mehr bezahlt worden. Durch den Insolvenzantrag werden dem Klub, der zuvor mit dem Abstiegskampf nichts zu tun hatte, automatisch neun Punkte abgezogen. Damit beträgt der Abstand auf die Abstiegsränge sieben Spiele vor Saisonende nur noch vier Punkte. Schlimmer noch: Vor dem Heimspiel am Samstag gegen den Wuppertaler SV, der selbst noch fünf Punkte hinter den zerrupften Dürenern steht, gibt es kein wettbewerbsfähiges Team. Der Verein dürfte zunächst die eigene Landesliga-Mannschaft ins Rennen schicken - und dann soll es Bilal Kamarieh richten.
Kamarieh ist ein Influencer mit vergleichsweise bescheidener Reichweite: 179.000 Menschen folgen dem 28-Jährigen auf Instagram, er selbst spielte im Nachwuchs von Hertha BSC und Mainz 05, heute kickt er für das Influencer-Projekt Delay Sports in der Berliner A-Klasse. Und Kamarieh soll dem 1. FC Düren jetzt ein Team organisieren: "So Freunde, aufgepasst, ihr wisst nicht, was jetzt kommt", verkündet er bei Instagram. "Mir hat sich eine Option geboten, dass ich fünf bis zehn Spielern die Option geben kann, bei einem Profiverein in der Regionalliga West - dem 1. FC Düren - die letzten fünf oder sechs Spiele zu spielen. Warum? Der Verein hat Insolvenz beantragt, möchte die Saison aber gescheit zu Ende spielen."
Probetraining möglich
Vom Verein folgte wenig später die Bestätigung, dass es sich bei dem Aufruf nicht um eine Ente handelt: "Wer überzeugt, bekommt die Chance, direkt in der Regionalliga West aufzulaufen", schreibt der 1. FC Düren. "Du könntest schon bald gegen Top-Teams wie den MSV Duisburg oder RW Oberhausen spielen." Einen Haken hat die Sache allerdings für beide Seiten: Die Interessenten dürfen seit sechs Monaten nicht für einen anderen Verein aufgelaufen sein.
Wer Interesse am Probetraining hat, solle sich bitte nicht beim 1. FC Düren melden, sondern bei Bilal Kamarieh auf Instagram. Und der verspricht allen, die beim Probetraining begeistern: "Ihr könnt euch zeigen, ihr könnt vielleicht einen neuen Vertrag bekommen bei einem anderen Verein. Ihr könnt vor 2000 bis 5000 Zuschauern spielen - gegen Oberhausen oder Duisburg - das ist crazy." Das Probetraining werde er selbst federführend abhalten, der 1. FC Düren verspricht "erfahrene Coaches und professionelle Bedingungen".
Ein reines Vergnügen dürfte der plötzliche Aufstieg in die Regionalliga für die ambitionierten Neu-Dürener, die seit sechs oder mehr Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten haben, nicht werden: Fünf der letzten Gegner der dann aus Kamariehs Senkrechtstartern und wohl Landesliga- und Nachwuchsspielern bestehenden Truppe stehen im oberen Tabellendrittel.
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