Der Clip von einem vermeintlichen Fußballprofi im Internet, der sich äußerst unterhaltsam die Frage stellt "Woran hat es gelegen?", wurde bereits millionenfach geklickt. Doch die wenigstens wissen, wer der Mann im Video ist - und dass er ein berühmtes Vorbild hat.

"Woran hat es jelegen?", fragt sich ein verschwitzter Mann in einem roten Shirt mit dem Logo einer Bierfirma vorne auf seinem Trikot im breitesten rheinischen Singsang in einem Fußballstadion - und erobert dabei die Herzen seiner Zuschauer im Sturm. Wer in den sozialen Medien aktiv ist, hat diesen Clip mindestens einmal in seinem Leben bereits gesehen und sich kaputtgelacht. Was allerdings immer noch die allerwenigsten wissen: Der junge Mann im Video ist nicht in Wirklichkeit ein Fußballprofi, der nach einem Spiel verzweifelt und urkomisch um Worte ringt, sondern im echten Leben ist dieser lustige Typ ein Schauspieler.

Torsten Knippertz heißt der Spieler im roten Trikot, der seit vielen Jahren so viele Menschen in seiner Rolle als herrlich authentischer Fußballer zu Lachtränen gereizt hat. Als Schauspieler hat Knippertz vor einiger Zeit für die Diplomarbeit des Regisseurs Micky Sülzer an der Filmhochschule in Ludwigsburg vor der Kamera gestanden und auf Grundlage eines legendären Fußballspruchs frei improvisiert. Die Aufnahmen, die im alten Stadion des 1. FSV Mainz 05 entstanden, sollten anschließend eigentlich an die Bierfirma im Video verkauft werden - doch das klappte nicht. Und so stellte sie der Regisseur Micky Sülzer schließlich eines Tages einfach so ins Netz. Ohne große Hintergedanken und vor allem, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, was daraus einmal werden könnte.

Ein berühmtes Vorbild

Mittlerweile haben Millionen den Clip gesehen und lieben gelernt. Vielleicht auch deshalb, weil es den Fußballprofi, den Knippertz da spielt, in den neunziger Jahren wirklich gegeben hat. Denn die Grundlage für die sensationelle Einlage des Schauspielers stammt vom Fußballweltmeister Olaf Thon. Der Mann, der früher beim FC Schalke 04 und dem FC Bayern München spielte, hat in seiner Karriere eine Vielzahl unvergesslicher Sprüche direkt nach hart umkämpften neunzig Minuten am Spielfeldrand in die Mikrofone der Reporter gesprochen. Sätze wie "Man darf das Spiel doch nicht so schlechtreden, wie es wirklich war" oder "Wir lassen uns nicht nervös machen, und das geben wir auch nicht zu" sind damals in einer ähnlichen Situation entstanden, wie das beliebte Video mit Torsten Knippertz.

Das Original von Olaf Thon, auf eine Reporter-Frage natürlich nach einer Niederlage, lautet übrigens so: "Ja gut, ich sag mal so: Woran hat's gelegen? Das ist natürlich die Frage und ich sag einfach mal: Das fragt man sich nachher natürlich immer!" Die typische Einleitung der Fußballer-Antworten mit "Ja, gut" brachte Anfang der neunziger Jahre viele Fans fast um den Verstand, weil wirklich jeder Satz damit begann. Ansonsten hatten die Fußballer damals untereinander offensichtlich noch ein wenig mehr Spaß als heute. Legendär ist die Geschichte des Schalker Teams zur Spielzeit 2000/01.

Als damals das offizielle Mannschaftsfoto der Königsblauen geknipst werden sollte, langweilten sich nach einer Zeit die Profis - und so kam Olaf Thon plötzlich auf eine teuflische Idee. Von der Seite raunte er dem Neu-Schalker Thorsten Legat listig zu: "Legat, wenn du deine Hose bis zum Anschlag hochziehst, bekommst du von mir 500 Mark." Als der heutige TrashTV-Promi kurz überlegte, wandte sich aus dem Hintergrund ein anderer Weltmeister Legat zu. Andreas Möller rief entschlossen: "Ich erhöhe auf 1.000, Thorsten!" Das passte! Und so ließ sich Legat nicht mehr weiter bitten, schob das Hemd in die Hose und zog diese bis unter die Achseln hoch. Ein Bild für die Ewigkeit, denn tatsächlich schaffte es Thorsten Legat mit dieser Aktion ins "Kicker"-Sonderheft - und kann da noch immer bewundert werden!

"Wird 'ne lange Heimreise"

Andreas Möller und Thorsten Legat standen ihrem ehemaligen Mannschaftskameraden Olaf Thon übrigens damals in der Qualität ihrer Sprüche in nichts nach. Von Möller ist unter anderem der Klassiker "Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl" überliefert und auch Thorsten Legat konnte mit manch unvergesslicher Sentenz, wie "Unsere Chancen stehen 70:50", überzeugen. Besonders legendär von Legat ist allerdings seine Antwort auf die Reporter-Frage zu Stuttgarter Zeiten, als man von ihm wissen wollte, wie er denn "Spätzle" fände. Legat: "Die hab' ich noch nicht probiert, aber im Allgemeinen mag ich Geflügel sehr gerne." Ein echter Brüller - auch nach so vielen Jahren!

All diese Sprüche hatte der Regisseur Micky Sülzer damals im Kopf, als er zusammen mit seinen Schauspielern im Mainzer Stadion stand und die Fußballer-Floskeln für seine Diplomarbeit auf unterhaltsame Art verfilmte. Torsten Knippertz hat an den Sprüchen wohl auch seinen Gefallen gefunden. Denn neben seinem legendären Internet-Clip hat er als Stadionsprecher von Borussia Mönchengladbach vor einigen Jahren selbst mit einem Zitat Einzug in die gängigen Sprüchesammlungen gehalten.

Als damals der FC Ingolstadt bei den Fohlen zu Besuch war, ließ es sich Knippertz nach der Partie nicht nehmen, leicht angesäuert ob der Vorkommnisse zuvor, die Gäste mit einem launigen Spruch nach Hause zu schicken: "Wenn der Mannschaftsbus so oft liegenbleibt wie die Spieler zum Schluss, wird's für Ingolstadt ne lange Heimreise!" Naja, immerhin hätte es in diesem Fall dann wenigstens eine eindeutige Antwort auf die alles entscheidende Frage gegeben: "Woran hat es gelegen?"

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