Zwei weltberühmte Pferde und eine unrühmliche Affäre werden für immer mit dem Namen Paul Schockemöhle verbunden sein. An diesem Samstag wird "der Paul aus Mühlen" 80. Und nun die große Sause? Fehlanzeige, der Jubilar haut ab.

"Paul", sagt er am Telefon. Nur Paul, nichts weiter. Klar, einer wie er darf ja wohl auch annehmen, dass der Anrufer weiß, mit wem er es zu tun hat. Paul Schockemöhle, der "Paul aus Mühlen", wie er sich einst selber nannte, ist eine der bekanntesten Figuren im internationalen Pferdesport. Wie viele Pferde genau er sein Eigen nennt, ist nahezu unübersehbar. Sicher ist nur eines: Der Paul aus Mühlen wird an diesem Samstag 80 Jahre alt.

Mögen es heute mehrere Tausend Vierbeiner sein, die auf seinen endlosen Weiden in der mecklenburgischen Lewitz grasen, so sind es doch nur zwei Namen, die für immer mit dem Bauernsohn, Reiter, Unternehmer und Pferdezüchter Paul Schockemöhle verbunden sein werden. Deister, jener dunkelbraune Hannoveraner Wallach, mit dem "PS" 1981, 1983 und 1985 dreimal in Folge Europameister der Springreiter wurde. Und natürlich Totilas, der nachtschwarze Wunderhengst im Dressurviereck, den Schockemöhle 2010 für nie bestätigte zehn Millionen Euro aus den Niederlanden nach Deutschland holte und den er bis zu dessen Tod 2020 im Sport und als Deckhengst einsetzte.

Deister war sein Herzenspferd

Paul Schockemöhle kam im März 1945 als jüngstes von fünf Kindern auf dem elterlichen Hof im niedersächsischen Mühlen im Oldenburger Münsterland zur Welt. Schon früh zeigte sich sein Unternehmergeist, als er gebrauchte Schulbücher seiner Kumpels zum Stückpreis von einer D-Mark kaufte und sie für zwei D-Mark an untere Klassen verscherbelte. Nebenher baute er auf dem heimischen Hof einen Hühnerstall auf und war mit 18 der größte Eierproduzent Europas. Dass er den Hof nicht erben würde, war klar, dieses Recht gebührte dem ältesten Bruder Alwin.

Als dessen Pferdepfleger reiste der 23-jährige Paul 1968 zu den Olympischen Spielen in Mexiko, erst danach begann er seine Karriere im Sattel. "Der Alwin", sagt er, sei aber immer "viel talentierter gewesen als ich". Alwin Schockemöhle wurde 1976 in Montreal auf dem legendären Warwick Rex Olympiasieger, das schaffte der acht Jahre jüngere Paul trotz aller Erfolge nie. Deister, dieses "gelernte" Dressurpferd, das sich dem Viereck stets verweigerte, blieb sein Ein und Alles, der Wallach wurde nie verkauft, sondern blieb bis zu seinem Tod im Jahr 2000 in Schockemöhles Besitz.

Karriereende nach Sturz vom Pferd

Es gibt da natürlich auch diesen dunklen Fleck in Schockemöhles Vita. Stern TV veröffentlichte 1990 Videoaufnahmen, auf denen junge Auktionspferde auf dem Schockemöhle-Hof mittels Stangenschlägen zu besserem Springen gebracht werden sollten. Der Chef versuchte sich als Anwalt des sogenannten Barrens, stieß damit aber verständlicherweise auf wenig Unterstützung. Daraus habe er viel gelernt, sagte er damals: "Aber auch das gehört zu meinem Leben dazu." Seine eigene Karriere im Sattel hatte er übrigens bereits 1989 nach einem Sturz vom Pferd beendet: "Ich wollte nicht irgendwann im Rollstuhl landen."

Und nun also die ganz große Sause zum 80.? Fehlanzeige, der Paul haut ab. Es geht nach Florida, genauer gesagt nach Wellington und vor allem nach Ocala, der selbsternannten "Pferdehauptstadt der Welt". Dort gibt es bestimmt ein paar vielversprechende Vierbeiner zu sehen, zu beurteilen und zu kaufen. Und was sollte der Paul aus Mühlen an seinem 80. Geburtstag auch sonst tun?

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