Diese Brandrede wird kein Handball-Fan so schnell vergessen: Das Topspiel der Frauen-Bundesliga zwischen Spitzenreiter HB Ludwigsburg beim Tabellenzweiten Thüringer HC endet hauchdünn 23:22 für die Gäste. Rund 1400 Fans in der Salza-Halle erleben ein spannendes Spiel – und ein extrem brisantes Nachspiel.

Zur Pressekonferenz direkt in der Halle begrüßt THC-Sprecher Wolfgang Zilling zunächst Xenia Smits (30). Während sie spricht, wird Deutschlands Handballerin des Jahres von vereinzelten Fans ausgepfiffen. Die Ludwigsburgerin hat ihr Interview gerade schon beendet, da greift sie doch noch mal spontan zum Mikro und wendet sich an die pfeifenden THC-Zuschauer: „Ihr seid super Fans, aber wir erwarten auch ein bisschen Respekt, keine Stinkefinger! Das gehört sich im Sport so.“

Einige Fans machen ihrem Unmut über die angeblich einseitige Leistung der Schiedsrichter weiter Luft, andere applaudieren der deutschen Nationalspielerin. Doch nun geht es erst richtig los. Jetzt bekommen die Schiedsrichter, Steven Heine und Sascha Standke, eine knallharte Ansage vom Trainer der Thüringer. Und zwar live in der Halle.

Herbert Müller, sichtlich in Rage, greift zum Mikrofon – und poltert los: „Wir hätten hier einen Punkt verdient gehabt. Aber man hat uns nicht gelassen. Das war heute 60 Minuten lang sieben gegen neun!“ Dann wendet sich der THC-Coach direkt an den Schiedsrichter-Beobachter Bernd Ullrich: „Bernd, du warst einer der besten Schiedsrichter der Welt. Wenn du das nicht gesehen hast, was hier heute passiert ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.“

„Man kann nicht immer nur schweigen“

Die Halle tobt, die THC-Fans feiern ihren Trainer, der prompt nachlegt. „Ich denke, wir haben heute ein tolles Spiel gemacht“, meint Müller. „Und nicht genug, dass die 50.000-mal mehr Geld haben, und dann kriegen die noch alle Unterstützung dieser Welt. Ständig und von allen Seiten.“

Müllers Generalabrechnung mit dem Gegner und den Unparteiischen – deutlicher hätte der Trainer die Schiedsrichter Heine und Standke nicht attackieren und ihnen Parteilichkeit vorwerfen können. Hallensprecher Wolfgang Zilling, der das Spiel im Übrigen für Dyn live kommentiert hat, will den Trainer beruhigen, scheitert aber bei dem Vorhaben. Müller zischt zu seinem Medienmann: „Und dann muss man auch mal die Wahrheit sagen. Man kann nicht immer nur schweigen. Ich wünsche Ludwigsburg alles Gute – oder wie sie heißen.“

Die HB Ludwigsburg hat sich ihre Vormachtstellung im Frauen-Handball als SG BBM Bietigheim erarbeitet, im Sommer zog die Mannschaft ins benachbarte Ludwigsburg um. Größter Aufreger im Spiel – und wohl der Auslöser für Müllers Wut – ist eine Spielszene beim Stand von 21:22 aus THC-Sicht: Rund 90 Sekunden sind noch zu spielen, Xenia Smits muss abschließen, die Schiedsrichter haben schon den Arm gehoben – wegen Passivität. Smits lässt ihre Gegenspielerin Sharon Nooitmeer aussteigen, ihr Wurf wird pariert. Die Schiedsrichter pfeifen Siebenmeter. Eine sehr harte Entscheidung, Smits wird von ihrer Gegenspielerin kaum berührt.

Zilling kommentiert live: „Schwer nachzuvollziehen diese Entscheidung.“ Mal sehen, welche Konsequenzen dieses Nachspiel hat – und ob THC-Coach Müller eine Strafe bekommt. Die Frauen-Bundesliga (HBF) prüft jedenfalls mögliche Sanktionen gegen den Coach. Man habe ein Ermittlungsverfahren wegen unsportlichen Verhaltens aufgenommen, erklärte Liga-Sprecher Tim Andler am Montagnachmittag.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke