Eine fürs Skispringen desaströse Woche bringt den ersten deutschen Weltcup-Sieg in diesem Jahr: Beim Skifliegen in Vikersund fliegt Andreas Wellinger zum Triumph. Und das, nachdem Wellinger die Norweger für deren aufgeflogenen WM-Betrug hart kritisiert hatte.

Olympiasieger Andreas Wellinger hat die deutsche Skisprung-Flaute im Weltcup beendet und das Fliegen im norwegischen Vikersund gewonnen. Der 29 Jahre alte Bayer flog 228 sowie 229,5 Meter und setzte sich damit vor den beiden Slowenen Timi Zajc und Anze Lanisek durch. Genau drei Monate nach Pius Paschkes Erfolg in Titisee-Neustadt steht erstmals in diesem Jahr ein Deutscher in einem Einzel an der Spitze.

Für Wellinger, der vor zwei Wochen WM-Silber hinter dem inzwischen wegen des Anzug-Skandals suspendierten Marius Lindvik gewonnen hatte, ist es der neunte Weltcup-Einzelerfolg seiner Karriere. "Yes", brüllte Wellinger im Auslauf. In diesem Winter hatte er bereits im November im finnischen Ruka gewonnen.

Triumph nach "Verarsche"

Hinter Wellinger holten vier weitere deutsche Skispringer Weltcup-Punkte. Paschke belegte Rang neun, Karl Geiger wurde Elfter. Ex-Weltmeister Markus Eisenbichler schaffte es nach einem überragenden zweiten Flug auf 219 Meter noch auf Rang 15. Eisenbichler landete damit auch vor Philipp Raimund (20.)

Wellinger war zuletzt bei den Weltmeisterschaften in Trondheim von der Normalschanze Vizeweltmeister geworden - hinter dem Norweger Marius Lindvik. Wenige Tage später wurde das Skispringen von einem der größten Skandale seiner Geschichte erschüttert: Auf einem anonym aufgenommenen Video waren verschiedene Personen aus dem norwegischen Lager zu sehen, die in der Nacht vor dem finalen Springen von der Großschanze in betrügerischer Absicht Anzüge mehrerer Springer umgearbeitet wurden.

Die später disqualifizierten Topspringer Lindvik und Johann André Forfang leugnen weiterhin, den Betrug bemerkt zu haben. Eine Haltung, die auch Wellinger auf die Palme brachte: "Ich habe eigentlich wenig Lust, einem Norweger auf der Schanze zu begegnen", hatte der 29-Jährige bei ServusTV gesagt. "Weil diese Manipulation so übers Ziel ist, und für alle anderen Skispringer eine Verarsche ist". Den Kollegen nimmt der Olympiasieger von 2018 ihre Masche nicht ab: "Wenn Änderungen am Anzug stattfinden, steige ich rein und merke, dass der anders ist".

"Warum sollten sie so ein Risiko eingehen?"

Auch die Versicherung der Norweger, die verbotenerweise ein zusätzliches Band in den Anzug eingearbeitet hatten, um ein verbessertes Fluggefühl zu ermöglichen, das zum WM-Finale erstmals getan zu haben, glaubt Wellinger nicht - und deutet damit an zu glauben, er sei um den Weltmeistertitel betrogen worden: "Warum sollten sie im vierten und letzten Wettkampf so ein Risiko eingehen? Ich fange nicht am letzten Tag damit an", sagte der Deutsche. Nun dürfte der Sieg im Land der Verursacher des Eklats, der das "Skispringen an den Rand des Abgrunds gebracht" hatten ("Der Standard"), gut schmecken.

Am Sonntag (15.05 Uhr/ZDF und Eurosport) steht ein weiteres Fliegen auf der gigantischen Anlage in Vikersund an. Dann fällt auch die Entscheidung über den Gesamtsieg bei der diesmal wegen der WM verkürzten Wettkampfserie Raw Air, die bislang noch kein Deutscher gewonnen hat. Es folgen für Wellinger und Co. Weltcup-Wochenenden im finnischen Lahti sowie im slowenischen Tal der Schanzen in Planica.

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