Er hätte theoretisch auch im DFB-Team landen können: Mika Biereth. Der 22-jährige Wunderstürmer sorgt mit seiner Torquote in Frankreich für Aufsehen. Das macht ihn zumindest kurzzeitig auch für eine Lücke im Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann interessant.
Es bestand zumindest die theoretische Möglichkeit, dass das Schicksal die beiden Freunde wieder zusammenführt. Wunderstürmer Mika Biereth und Wunderdribbler Jamal Musiala sind beide in London zur Schule gegangen, seither eng befreundet - und beinahe täglich in Kontakt. Und wie das Leben so spielt, hätten sie beide in der gleichen Fußball-Nationalmannschaft enden können: nämlich dem DFB-Team.
Doch es kommt anders, die Karrierewege trennen die beiden erst einmal. Musiala landete auch dank der Überzeugungsarbeit von Ex-Bundestrainer Joachim Löw in der deutschen Nationalelf - die Geschichte ist mittlerweile bekannt. Weniger geläufig ist dagegen die des hierzulande völlig unbekannten Biereth, der mit seiner Torquote einen Hype in der französischen Liga auslöste. Der ebenfalls 22-Jährige entscheidet sich, in dem anstehenden Nations-League-Viertelfinale für Dänemark gegen Portugal aufzulaufen.
Wie sein deutscher Kollege begann auch Biereth seine Karriere in London - aber nicht beim FC Chelsea, sondern beim FC Fulham. Während Musiala im Sommer 2019 zum FC Bayern ging, wechselte Biereth in die Jugendabteilung des FC Arsenal, von dort ist sein Weg deutlich weniger gradlinig als die seines Kumpels. Musiala setzte sich bei den Münchnern durch, ist heute einer ihrer Starspieler. Biereth wurde dagegen mehrfach ausgeliehen, sammelte Spielpraxis in Schottland und den Niederlanden.
Plötzlich besser als Ibrahimovic
Bis Biereth als Leihspieler dann schließlich bei Sturm Graz landete. Die Zahlen zeigten es anfangs noch nicht: Aber aus dem schmächtigen 1,89-Meter-Mittelstürmer entwickelte sich eine echte Tormaschine. Bis zum Winter erzielte er in 18 Spielen nur sechs Tore und legte vier Treffer vor. Das sind keine berauschenden, eher solide Werte. Aber, darüber berichtet das Fachmagazin "Kicker", sind es seine anderen Qualitäten, die Eindruck hinterließen. Biereth braucht nicht lange, um sich in der Kabine zu akklimatisieren.
Und vor allem: Seine Spielweise ist wie gemacht für das hohe Pressing der Österreicher. Der 21-Jährige reibt sich auf, läuft die gegnerischen Verteidiger an und sorgt für Räume, die seine Kollegen nutzen können. Gemeinsam brechen sie die ewige Titel-Dominanz von Red Bull Salzburg und gewinnen unter Christian Ilzer das Double in Österreich. Nicht nur der Trainer ist mittlerweile bei der TSG Hoffenheim, sondern auch Chefscout Paul Pajduch und Sportdirektor Andreas Schicker.
Die beiden Titel änderten nicht nur die Karrierepläne der drei Verantwortlichen, sondern auch etwas für Biereth. Seine Leistungen explodierten in der Folge. Graz verpflichtete ihn im vergangenen Sommer fest. Die Österreicher sollen angeblich acht Millionen Euro für den 21-Jährigen ausgeben, ein Vereinsrekord. Der Vertrauensvorschuss zahlte sich aus: Biereth traf am laufenden Band. Bis zum Winter machte er in der Liga elf Tore in 16 Spielen, bereitete fünf Treffer vor. Auch in der Champions League traf er zweimal in sechs Spielen.
Größere Klubs wurden auf Biereth aufmerksam, darunter auch die AS Monaco. Und dort wird es wirklich gruselig: Unter dem nächsten Österreicher, Trainer Adi Hütter, legte er einen Raketenstart hin. In den ersten sieben Spielen traf er zehnmal, pulverisierte mit seinen drei Dreierpacks auch noch den Rekord von Zlatan Ibrahimovic von 2012, dem in seinen ersten sieben Spielen für PSG "nur" neun Tore gelungen waren. Frankreich ist elektrisiert, Hütter versucht, den Hype kleinzuspielen.
"Mika fühlt sich sehr dänisch", Nagelsmann muss puzzeln
Weil der 22-jährige Biereth einen deutsch-dänischen Vater hat, war er auch für die DFB-Elf gehandelt worden. Biereths Mutter ist Bosnierin, er selbst wuchs in England auf - auch für diese Länder hätte er auflaufen können. Er entscheidet sich aber anders. "Mika fühlt sich sehr dänisch", sagte Nationaltrainer Brian Riemer über den früheren dänischen U21-Nationalspieler und ergänzte: "Der dänische Teil seiner Familie ist ihm sehr wichtig. Er hat immer davon geträumt, sie stolz zu machen, indem er Dänemark repräsentiert."
Und damit gibt es doch keine fußballerische Wiedervereinigung mit Musiala. Dessen Bundestrainer muss übrigens kreativ werden, deshalb wurde auch Wunderstürmer Biereth im DFB-Dress gehandelt. Vor dem Viertelfinale in der Nations League gegen Italien bricht Julian Nagelsmann fast die komplette Offensivreihe weg. Florian Wirtz, Kai Havertz, Niclas Füllkrug: Sie alle sind verletzt und können die Reisen erst nach Mailand (20. März um 20.45 Uhr/ARD und im Liveticker bei ntv.de) und dann nach Dortmund (23. März um 20.45 Uhr/RTL und im Liveticker bei ntv.de) nicht antreten.
Deshalb muss Nagelsmann neue Lösungen finden. Tim Kleindienst hat sich mit seinen Auftritten im DFB-Dress und bei Borussia Mönchengladbach schon als Füllkrug-Ersatz empfohlen. Und in der zweiten Reihe warten Namen, die alle mehr oder weniger überraschend wären. Da ist Jonathan Burkhardt von den formstarken Mainzern, der "Zwei-Meter-Musiala" vom VfB Stuttgart, Nick Woltemade, - oder sogar Nicolas Kühn von Celtic Glasgow? Am Donnerstag um 11 Uhr verkündet Nagelsmann seinen Kader. Biereth wird nicht dazugehören.
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